Roaming Winters

Sujatro Ghosh
Stephanie Imbeau

Grafik: Viktor Schmidt

Ausstellung
02.12. 2022 – 26.02. 2023

Kuratiert von
Livia Tarsia in Curia & Lara Huesmann

Ko-kuratiert von
Cleo Wächter

Organisiert von
an• other here residency in Zusammenarbeit mit dem Bärenzwinger.

»Roaming Winters« ist der vierte Teil des Jahresprogramms EPHEMERIS

Über drei Monate hinweg entwickeln Sujatro Ghosh und Stephanie Imbeau performative und in-situ Installationen und treten miteinander in einen Dialog, der kollektive, solidarische aber auch kontroverse Ansätze stärkt und möglich machen soll.

Kann der Bärenzwinger im Winter zur Zuflucht werden, Schutz vor Kälte bieten und die Sehnsucht nach Zusammenkunft stillen? Die ausgewählten künstlerischen Vorschläge führen zu einer induktiven Annäherung an diesen Eintritt in die Jahreszeit und dringen hier wie Boten ein, um auf die Abwesenheit und einen Mangel von Wärme zu reagieren, sei sie potentiell oder real in mentalen und physischen Räumen. Die Arbeiten von Sujatro Ghosh und Stephanie Imbeau brechen in die Symbolik des Ortes ein, um die Sehnsüchte dort lebendig werden zu lassen

Stephanie Imbeau untersucht in ihren Arbeiten, wie Menschen nach Gemeinschaft, persönlicher Sicherheit und einem Ort der Zugehörigkeit suchen. Sie verwendet Darstellungen von monumentalen und fragilen Häusern und erforscht deren Dualität, die sowohl erholsam als auch vergänglich ist.
Während ihrer Residenz lädt sie uns ein, unsere Gewissheiten abzulegen und diese vielschichtigen Räume, die unser Leben mit dem anderer Menschen verweben, neu zu betrachten.

Der Winter ist oft eine Zeit der Ruhe und des Rückzugs, aber auch der Reaktivierung des „Bewahrten“. Der Akt des Wiederfindens von dehydrierten, fermentierten und eingelegten Lebensmitteln ist nicht nur eine praktische Überbrückung des Winterschlafs von Pflanzen und Tieren, sondern wird auch zu einem Akt der Verkörperung von Erinnerungen. Sujatro Ghosh wird im Rahmen der dreimonatigen Residenz über Formen des Konservierens, die sozialen und politischen Aspekte von Essen sowie des Zusammenkommens über und durch Nahrung sprechen.

Mangel und Begehren, zwei Aspekte, die in den Arbeiten der beiden Künstler*innen eine große Rolle spielen, die den offensichtlichsten Dingen unseres Alltags zu Grunde liegen und denen wir gemeinsam im Rahmen von Roaming Winters nachspüren wollen.

Roaming Winters ist die letzte von vier prozesshaften Ausstellungen im Rahmen des Programms EPHEMERIS im Bärenzwinger. „Ephemeris“ kann als eine Art Tagebuch verstanden werden, in dem die Konstellation von Planeten, Sternen und Körpern festgehalten wird. „Ephḗmeros“ bedeutet im Altgriechischen wörtlich „für einen Tag“ und kann mit den ersten Formen der Organisation von Tagen nach jahreszeitlichen Veränderungen in Verbindung gebracht werden, die sich zu materiellen Aufzeichnungen mit Namen von Zeiträumen entwickelten, die als Kalender verwendet werden. Das Programm ist von ephemeren Kunstformen und Materialien geprägt. Performative und handlungsorientierte künstlerische Praktiken besetzen dabei den Bärenzwinger.

Sujatro Ghosh

Sujatro Ghosh ist ein multidisziplinärer Künstler und Aktivist, der derzeit in Berlin lebt. Seine Praxis versucht, ein Gespräch über soziales Handeln und politischen Protest zu initiieren, welches die Bedingungen dafür schafft, dass als anders oder fremd markierte Stimmen gehört werden.

Seine Arbeiten verweben konzeptionelle und konkrete Abenteuer, die durch radikales Denken hervorgerufen werden, vor allem in Bezug auf die Rechte von Queers, diasporische Spannungen, Frauenrechte, Klimawandel und transnationale Migration. Er arbeitet in den Bereichen Film, Performance, Poesie, Textil und Fotografie. Derzeit beschäftigt er sich mit der Beziehung zwischen Ernährung, Erinnerung, Gewalt und Gerechtigkeit.

Stephanie Imbeau

Stephanie Imbeau erhielt ihren Master in Bildender Kunst von der Newcastle University im Jahr 2007 und einen Bachelor in Bildender Kunst von der Ohio State University im Jahr 2004. Ihre umfangreichen Regenschirm-Installationen für den Außenraum wurden auf der ganzen Welt inszeniert. Neben ihren großformatigen Installationen wurden auch ihre genähten Zeichnungen und Keramikarbeiten in Deutschland, Frankreich, England, Griechenland und den Vereinigten Staaten ausgestellt. Imbeau wurde mit einer Reihe von Residenzen auf der ganzen Welt ausgezeichnet. Seit 2016 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Seit über einem Jahrzehnt dreht sich ihre künstlerische Praxis um die Untersuchung der Art und Weise, wie Menschen versuchen, Verbindungen zwischen sich selbst und anderen herzustellen. Sie verwendet eine Vielzahl von Medien mit einem besonderen Interesse an Materialien, die die gegensätzlichen Eigenschaften von Nützlichkeit und Zerbrechlichkeit besitzen, wie Ton, Pappe und Stoff.

Closing House

26.02.2023 14–18 Uhr

Die Künstler*innen und das Team werden anwesend sein.

Das Closing House ist eine Zeit der Reflexion über die kreativen Prozesse, die im Bärenzwinger stattgefunden haben. Gemeinsam werden wir die verschiedenen Installationen der Ausstellung Roaming Winters aktivieren.

Schauen Sie sich an, was aus den kollektiven Nähsessions von Stephanie Imbeau entstanden ist und welche Lebensmittel und Erinnerungen durch die partizipatorischen Projekte von Sujatro Ghosh haltbar gemacht worden sind.

Nach der Reise durch den Winter freuen wir uns darauf, ein weiteres Mal zusammenzukommen.

Klanghandlungen

mit Narval 
(Evgenija Wassilew / Peter Strickmann)

04.02.2023 17 Uhr

Eintritt frei

Am 4. Februar erfahren die textilen Arbeiten von Artist in Residence Stephanie Imbeau eine seltene Nutzung, wenn das Sound-Performance-Duo Narval dazu einlädt, gemeinsam den Klängen zu lauschen, die durch den winterlichen Bärenzwinger und Imbeaus Installation geformt werden. Der Raum wird sowohl durch kleine akustische Gesten als auch räumliche Resonanzen bespielt. In einer ortsspezifischen Performance nutzt das Duo akustische Feedbacks, präparierte Objekte, selbstgebaute Instrumente sowie Teile der Installation von Stephanie Imbeau, um die räumlichen Aktionen und ihre Klänge mit Vorstellungen von Schutzraum, Haus und Gefangenschaft zu verweben.

Narval ist ein Sound-Performance-Duo bestehend aus Evgenija Wassilew und Peter Strickmann, das im Winter 2018 auf dem zugefrorenen Fluss Aurajoki in Turku gegründet wurde. Seitdem war das Duo zu Gast in der Titanik Galeria in Turku, im ausland Berlin, im konnektor Hannover, in der Zwitschermaschine, im Aktionsraum Spoiler, im Zönotéka und in der Saarländischen Galerie in Berlin, sowie im Projektraum Alte Feuerwache in Friedrichshain und im Errant Sound in Berlin Mitte.

www.soundcloud.com/narval-narval

www.evgenija-wassilew.com

www.peterstrickmann.info

Memory Jars

mit Sujatro Ghosh

Workshop „Erinnern und Bewahren“

21.01.2023 von 14 bis 16.30 Uhr

Bitte melden Sie sich bei info@baerenzwinger.berlin an, da wir nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung haben.

Veranstaltung auf englischer Sprache.

Am Samstag, den 21.01. von 14 bis 16.30 Uhr wird Sujatro Ghosh einen Workshop leiten, der sich um die Idee von „Memory and Preservation“ dreht.

Als ein Ritual des Teilens werden wir in diesem Workshop unsere Lebensmittel schneiden, zubereiten und schließlich konservieren. 

Sujatro sieht das Konservieren von Lebensmitteln als einen Akt, bei dem Lebensmittel zu Erinnerungen werden und Erinnerungen als Archiv unserer Winterkämpfe dienen. Das Essen dient hier als eine Form der Ernährung.

Zur Vorbereitung auf den Workshop werden die Teilnehmenden gebeten, an eine Erinnerung zu denken, die sie bewahren möchten, und einen greifbaren Gegenstand mitzubringen, der diese Erinnerung für sie repräsentiert (das kann ein Liebesbrief, ein Bild, ein Text, ein Gedicht, eine Blume, ein Schmetterling oder ein beliebiger Gegenstand sein).

(Einmachgläser und Zutaten werden zur Verfügung gestellt.)

Nähsessions

mit Stephanie Imbeau

jeden Donnerstag im Januar und Februar

jeweils 15 bis 18 Uhr

Im Januar und Februar lädt Artist in Residence Stephanie Imbeau jeden Donnerstagnachmittag von 15 bis 18 Uhr zu gemeinsamen Nähsessions ein.

Das Hauptziel ist die langsame Herstellung einer textilen Haut für das große, von Stephanie Imbeau entworfene Hausgerüst, das sich im Außenbereich des Bärenzwingers befindet. In der ersten Woche beginnen die Sitzungen mit Entwerfen, Zeichnen und Experimentieren. Im Laufe des Projekts werden auch an den anderen Häusern kleinere Handnäharbeiten durchgeführt, zu denen Interessierte ihre eigene Nähmaschine mitbringen oder mit Nadeln, die Stephanie Imbeau zur Verfügung stellt, nähen können.

„Ich hoffe, dass diese Zeiten sowohl produktiv als auch gemütlich sein können, zumindest in der Art von Nähkreisen, die eine Zeit bieten, um mit anderen zu arbeiten, während man Geschichten und Ideen und die Zeit miteinander teilt.“

Keine Anmeldung nötig, kommt einfach vorbei!

Artist Talk

mit Stephanie Imbeau + Wilma Lukatsch

15.12. 2022 19 Uhr

Gespräch vorwiegend in englischer Sprache

Am Donnerstag, den 15. Dezember um 19 Uhr findet ein Künstlerinnengespräch mit Stephanie Imbeau statt.

Begleitet werden wir von unserem Gast, Wilma Lukatsch. Wilma Lukatsch ist Autorin, forschende Kuratorin und Redakteurin in Berlin. Sie hat an der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin Kunstgeschichte, Religionsgeschichte und Soziologie studiert. Seitdem arbeitet sie mit Künstler*innen und Archiven und konzentriert sich auf die Entwicklung einer dialogischen Schreibpraxis, die auf engem Austausch und Zusammenarbeit basiert.

Gemeinsam werden Stephanie und Wilma ein Gespräch über Stephanies künstlerische Praxis und ihre Vorhaben für den Aufenthalt im Bärenzwinger führen.

Stephanie Imbeau untersucht in ihrer Arbeit, wie Menschen nach Gemeinschaft, persönlicher Sicherheit und einem Ort der Zugehörigkeit suchen. Sie verwendet Darstellungen von monumentalen und fragilen Häusern und erforscht deren Dualität, zugleich erholsam und vergänglich. Während ihres Aufenthalts lädt sie uns ein, unsere Gewissheiten abzulegen und diese vielschichtigen Räume, die unser Leben mit dem anderer Menschen verweben, neu zu überdenken.

Vor Ort kann es etwas kühl werden, deshalb: Bring Your Own Blanket (Bring deine eigene Decke mit).

Artist Talk

mit Sujatro Ghosh + Kavita Meelu


04.12. 2022 15 Uhr

Gespräch in englischer Sprache

Am Sonntag, den 4. Dezember um 15 Uhr veranstalten wir ein Künstlergespräch mit Sujatro Ghosh.

Mit dabei ist auch ein besonderer Gast, Kavita Meelu. Kavita ist Kulturanthropologin, kulinarische Kuratorin und Community-Organisatorin. Ihr Interessengebiet liegt an der Schnittstelle von Essen, Identität und Macht. Dieses überschneidet sich mit den Arbeitsweisen und dem Aktivismus von Sujatro. Sie werden über seine Vorstellungen und Hoffnungen für die Zeit seines Aufenthalts im Bärenzwinger sprechen.

Der Winter ist oft eine Zeit der Ruhe und des Rückzugs, aber auch der Reaktivierung des „Bewahrten“. Während seines Aufenthalts im Bärenzwinger beschäftigt sich Sujatro unter anderem mit der Wiedergewinnung von dehydrierten, gefrorenen und eingelegten Lebensmitteln. Das Zurückholen von dehydrierten, gefrorenen und eingelegten Lebensmitteln ist nicht nur ein praktischer Weg, den Winterschlaf von Pflanzen und Tieren zu überbrücken, sondern wird auch zu einem Akt der Verkörperung von Erinnerungen.

Vor Ort kann es recht kalt werden, deshalb: Bring Your Own Blanket (Bring deine eigene Decke mit).

The Superimposition (scenes 1–3)

Martin Hansen &
Melanie Jame Wolf

Grafik: Viktor Schmidt

Ausstellung
18.09. – 13.11. 2022

Eröffnung
18.09. 2022, 15–19 Uhr

Dramaturgie: Louise Trueheart
Styling und Ausstellungsassistenz: Evan Loxton
Film Crew: TINT Film Kollektiv
Choreografische Assistenz: Caroline Alexander

»The Superimposition (scenes 1–3)« ist der dritte Teil des Jahresprogramms EPHEMERIS

Unterstützt durch das NATIONALE PERFORMANCE NETZ – STEPPING OUT, gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen der Initiative NEUSTART KULTUR. Hilfsprogramm Tanz.

Veranstaltungen

Superimposition 1
Live Performance
Martin Hansen & Melanie Jame Wolf + Justin Kennedy
18.09.  16 Uhr

Superimposition 2
Durational Performance
Martin Hansen & Melanie Jame Wolf
22.10.  14–19 Uhr
Einlass jederzeit möglich

Superimposition 3
Podcast
Martin Hansen & Melanie Jame Wolf + guest
Online und vor Ort zu hören
Ab 13.10.

Welche Geheimnisse haben Film und Tanz sich gegenseitig zu erzählen?

The Superimposition (scenes 1–3), dt. die Überlagerung oder Überblendung, untersucht die Möglichkeit des Filmischen und Choreografischen als Behälter für verkörperte Aktion und Subjektivität über und außerhalb der linearen Zeit – die gefüllt und entleert werden können, die vermitteln und verwandeln können. Es ist das erste einer Reihe von prozessbasierten Experimenten der*des Choreografie-Schaffenden Martin Hansen und der Bewegtbildkünstlerin Melanie Jame Wolf.

Drei Beispiele für unerwartete „alltägliche Tanzszenen“, die im narrativen Arthouse-Kino vorkommen, haben die Recherche vorangetrieben, aus der die Videoinstallation und zwei Episoden von Live-Performances entstanden sind, die im Bärenzwinger präsentiert werden. Dabei handelt es sich um „Bande a Part“ von Jean-Luc Godard (1964) und zwei Filme von Hal Hartley, die sich auf Godard beziehen: „Surviving Desire“ (1991) und „Simple Men“ (1992).

Die Künstler*innen sind seit 10 Jahren befreundet, und dies ist ihre erste gemeinsame Arbeit. Als Choreografie- und Filmschaffende sind sie daran interessiert, was passiert, wenn zwei formale Systeme aufeinandertreffen. Dies ist jedoch nicht nur ein Experiment mit der Form, sondern auch ein Experiment mit der Zusammenarbeit, der Beziehung und der Annahme einer Politik der chaotischen Koalition durch das Teilen von Wissen und Fähigkeiten.

Martin Hansen

Martin Hansen (AUS/DE) ist ein*e in Berlin lebende*r Choreograf*in und Künstler*in, der*die mit performativen Medien sowohl im Theater- als auch im Galeriekontext arbeitet. In ihrer Praxis werden Archive in Form von vorhandenen Foto-, Film-, Video- und GIF-Sammlungen genutzt, um Erinnerung und Zeit kritisch zu erforschen, wobei Geister als generative Figuren und Strukturen wiederkehren, aus denen eigene Werke aufgebaut werden.

Als formal ausgebildete*r und gefeierte*r Tänzer*in ist die Bewegung ein zentraler und zugleich autonomer Bestandteil des künstlerischen Prozesses. Seit 2015 wurden Martins Einzel- und Gruppenarbeiten unter anderem an folgenden Orten gezeigt: Tanzfabrik, Sophiensaele, und Radialsystem (Berlin), PACT Zollverein (Essen), Rencontre Chorégraphique Internationales De Seine Saint Denis (Paris), Charleroi Danse and KANAL Centre Pompidou (Brüssel), Hong Kong Arts Festival (Hong Kong), Dancehouse and Dance Massive (Melbourne), Aerowaves (Aarhus), and Carriageworks (Sydney).

Melanie Jame Wolf

Melanie Jame Wolf ist eine in Berlin lebende bildende Künstlerin und Choreografin. Sie arbeitet solo und mit Freunden, dabei entstehen interdisziplinäre Arbeiten über Macht, Kapitalströme und das Phänomen des „Showbusiness“. Sie untersucht diese Ökonomien und Verstrickungen in ihren Werken für Galerie, Theater und Film. Mit ihrem Hintergrund in zeitgenössischer Performance nähert sie sich der Installation und dem bewegten Bild als eine erweiterte choreografische Praxis. Sie beschäftigt sich mit Humor als Strategie für kritische Auseinandersetzungen und arbeitet mit Sprache auf subtile und überraschende Weise.

Zu den Orten, an denen ihre Arbeit gezeigt wurde, gehören das Künstlerhaus Bethanien, Kunstmuseum Basel – Gegenwart, KW – Institute of Contemporary Art, HAU – Hebbel am Ufer, Kiasma Museum of Contemporary Art, nGbK, The National 2019: New Australian Art biennial, VAEFF Film Festival NYC, Arts Santa Monica, Schwules Museum, Sophiensaele, Münchener Kammerspiele, Arts House Melbourne, und das Institute of Modern Art Brisbane.

Resonant Bodies

caner teker
Liz Rosenfeld

Grafik: Viktor Schmidt

Ausstellung
24.06. – 04.09. 2022

Eröffnung
23.06. 2022, 18–21 Uhr
mit DJ Set von Christopher Sweetapple

Kuratiert von
Malte Pieper und Lusin Reinsch

»Resonant Bodies« ist der zweite Teil des Jahresprogramms EPHEMERIS


Veranstaltungen

03.09. 2022, 20 Uhr
PARASITES
a reading
mit caner teker und kompliz*innen

Details zu den Veranstaltungen werden online veröffentlicht.

Raumgreifende künstlerische Arbeiten von Liz Rosenfeld und caner teker reagieren miteinander und treffen auf die Architektur des Bärenzwingers. Körperliche Resonanz kreuzt in der Ausstellung durch belebte und unbelebte Materie, durchquert Körper, Räume und Zeiten. Körper, die miteinander in Resonanz gehen, können auch Körper einer Allianz sein und einen kollektiven und widerstandsfähigen Körper bilden. Wie ein Körper wahrgenommen wird, wie er sich bewegt, ist eng mit den Szenen und Räumen verwoben, in denen er auftritt, und mit den anderen Körpern, denen er begegnet. Welche Körper sind wo willkommen?

Ausgehend von der Vorgeschichte des Ortes als Straßenreinigungsdepot mit öffentlicher Bedürfnisanstalt folgen die Künstler*innen Codes und Spuren von Cruising, der Präsenz von Begehren im öffentlichen Raum und im Verborgenen. Ein Körper schüttelt sich in einem leeren Darkroom, eine Video-Installation, Drucke und Zeichnungen von Liz Rosenfeld verkleiden das Gebäude. Eine installative Arbeit und Skulpturen von caner teker entdecken andere Möglichkeiten der Archivierung von Performances, jenseits filmischer und fotografischer Spuren. Eine neue Edition der PARASITES-Publikation versammelt vier Perspektiven auf Cruising und Wege eines Erinnerns und Archivierens im Dunkeln.

»Resonant Bodies« verhandelt den Bärenzwinger als Ort im Spannungsfeld zwischen Zeigen und Verstecken.

Die Ausstellung läutet den Sommer im Bärenzwinger ein und zur Eröffnung spielte Christopher Sweetapple ein DJ Set im Garten.

caner teker

caner teker ist eine Choreographin*, Überlebende* und Sexarbeiterin*, wurde 1994 in Duisburg-Marxloh geboren und lebt zwischen Amsterdam, Berlin und Düsseldorf. caner teker schloss 2019 als Meisterschülerin* an der Kunstakademie Düsseldorf ab, es folgte ein Post-Graduales Studium ab 2019 bei SNDO – School for New Dance Development (Amsterdam). caner teker beschäftigt sich mit den intersektionalen Verschränkungen von Identität, Arbeit und Post-Migration im Kontext der persönlichen Erfahrung als Deutsch-Türkin* sowie der Lebensgeschichte der eigenen Familie. Uraufführung des Stücks KIRKPINAR (in Koproduktion mit SOPHIENSÆLE Berlin) bei den 29. Tanztagen Berlin, anschließend Einladungen zu „DISAPPEARING BERLIN” und „Radikal Jung” in München.

Weitere Gastspiele fanden im Kontext des „Favoriten Festival“ in Dortmund und am Theater Neumarkt in Zürich statt (beide 2020). caner tekers Performances wurden bereits u. a. im Museum Abteiberg Mönchengladbach (2017), im Kunstverein für die Rheinlande und Westfalen, Düsseldorf sowie in der Julia Stoschek Collection (2021) gezeigt. Als Stipendiat der Norbert Janssen Stiftung, München erhielt caner teker außerdem im vergangenen Jahr den Förderpreis für Bildende Künste der Stadt Düsseldorf und war Guest Fellow am PACT Zollverein, Essen. In 2022 ist caner danceWeb Stipendiat beim Impulstanzfestival Wien.

Liz Rosenfeld

Liz Rosenfeld (geb. 1979, USA/DE) ist ein*e in Berlin lebende*r interdisziplinäre*r Künstler*in und Pädagog*in, die mit den Medien Film/Video, Live-Performance und und experimentellen diskursiven Schreibmethoden arbeitet. Liz erforscht die Nachhaltigkeit emotionaler und politischer Ökologien, Methoden des Cruising und vergangene/zukünftige Geschichten im Hinblick auf die Art und Weise, wie Erinnerung in Frage gestellt werden kann. Liz‘ Arbeiten in den Bereichen Bewegtbild und Performance behandeln Fleisch als nicht-binäres kollaboratives Material. Sie konzentrieren sich insbesondere auf die Möglichkeiten des körperlichen Überflusses und des Exzesses in Bezug auf Fragen, die sich mit der Verantwortung und dem Privileg beschäftigen, Raum einzunehmen. Ausgehend vom Persönlichen ist Liz‘ Schreiben in Fragen verwurzelt, die sich damit auseinandersetzen, wie queere Ontologien in abweichenden heterogenen Wünschen verwurzelt sind.

Liz ist nominiert für die Shortlist des Live Art Award 2022 des Anti Festivals in Kuopio, Finnland. Liz war 2017 Artist in Residence des Goethe-Instituts bei LUX Moving Image in London. Liz‘ Filme werden von Video Data Bank und LUX Moving Image vertreten. Liz‘ Filme und Performances wurden in verschiedenen internationalen Museen, Veranstaltungen und Spielstätten gezeigt, darunter 2022 das Berlinale International Film Festival, The 2019 Bergen Assembly, Berlinische Galerie, Mapa Teatro, Sophiensæle, The Hebbel am Ufer Theatre, Gorki Theater, alle in Berlin, Arts Admin, Galerie Emanuel Layr, The Tate Modern, The Hammer Museum, The Leslie Lohman Museum, The Barbican Centre, The CAC-Glasgow, Tramway, The Stedelijk Museum, Amsterdam, The C/O Gallery, und The Deutsches Historisches Museum, beide in Berlin. Liz erhielt 2005 einen MFA in Performance von der School of the Art Institute of Chicago, gefolgt von einem MA vom Department of Performance Studies der New York University im Jahr 2007.

Weaving Roots

Claudia Hill
Jared Gradinger

Grafik: Viktor Schmidt

Ausstellung
25.03. – 05.06. 2022

Eröffnung
24.03. 2022, 18–21 Uhr
(*3G – bitte kommt getestet, geimpft oder genesen)

Kuratiert von
Malte Pieper und Maja Smoszna

»Weaving Roots« ist der erste Teil des Jahresprogramms EPHEMERIS

Mit dem Beginn des Frühlings eröffnet am 24.3. 2022 von 18 bis 21 Uhr die Ausstellung »Weaving Roots« mit Jared Gradinger und Claudia Hill im Bärenzwinger. »Weaving Roots« bringt dabei zwei künstlerische Individuen und Praxen zusammen, die sich mit der Idee des Gartens und seiner sozialen Funktion als Ort von Gemeinschaftsbildung auf unterschiedliche Art und Weise auseinandersetzen.

Weben und Wurzeln, Verflechtung und Verwurzelung werden dabei als konkrete Handlungen erfahrbar.
Jared Gradinger gestaltet den Garten, der auf den Außenterrassen des Bärenzwingers blüht und gedeiht. In Zusammenarbeit mit der Natur als Partner*in schafft der Choreograf Jared Gradinger einen partizipativen Ort für Entwicklung, Teilhabe und Transformation.

Die Künstlerin und Designerin, Claudia Hill bringt einen 125-jährigen Hochwebstuhl für Bildweberei in den Bärenzwinger. Der Webstuhl wirkt als soziale Skulptur, als Spielstätte für Vernetzung und damit also nicht nur als ein Produktionsinstrument von textilem Material, sondern vor allem als ein körperliches Kommunikationsmittel.

Claudia Hill

Claudia Hill ist eine in Berlin lebende interdisziplinäre Künstlerin, die sich mit Performancekunst, Kostüm- und Bühnendesign, textilem Material und somatischen Praktiken beschäftigt. Ihre Arbeiten wurden international im Kontext der darstellenden sowie bildenden Kunst präsentiert, u.a. auf der Paris Internationale, im Mumok in Wien während des ImPulsTanz Festivals und im HAU Hebbel am Ufer, Berlin. Ihre künstlerische Praxis basiert auf ihrer tief verwurzelten Beziehung zu Textilien und von Frauen ausgeführtem Handwerk. Sie erforscht kollektive Wege der Kommunikation durch multisensorische Erfahrungen, wie sie es in ihrem Buch Social Fabric Earth Return beschrieben hat. Das Buch ist im Verlag BOM DIA BOA TARDE BOA NOITE erschienen. Ihr Kurzfilm Kŏn′voi′ lief auf zahlreichen Filmfestivals.

Hill hat einen Hintergrund in zeitgenössischem Tanz und Modedesign. Ihre Kollektionen wurden international, u.a. in Japan und New York, wo sie viele Jahre gelebt hat, präsentiert. Sie entwarf Kostüme für den Choreografen William Forsythe und The Wooster Group und arbeitete häufig mit der Choreografin Meg Stuart zusammen. Sie wurde zu den United Scenic Artists of America zugelassen.
Darüber hinaus konzentriert sich ihre Arbeit zunehmend auf das heilende Potential textiler Objekte und transformierender Rituale.

www.claudiahill.com

Jared Gradinger

Jared Gradinger ist ein interdisziplinärer Künstler, der in den Bereichen Performance, Tanz, Soziale Kunst und Ökologie arbeitet. Seit er 2002 nach Berlin gezogen ist, entwickelt er langfristige Kollaborationen und einzigartige künstlerische Praktiken, die Gemeinschaft und Natur miteinander verbinden. Dabei erforscht er verschiedene Formen der Koexistenz und fragt: „Was können wir gemeinsam tun, was wir alleine nicht tun können?“ Er arbeitet seit langem mit Angela Schubot zusammen, mit der er extrem körperliche Arbeiten schafft, die sich mit der Auflösung des Selbst durch ein bedingungsloses Miteinander befassen, zuletzt in Zusammenarbeit mit der Natur und Pflanzen. In den Uferstudios (Berlin) gestaltete er als gemeinschaftliches Projekt seinen ersten Garten mit dem Namen „Impossible Forest“, einen 240 m2 großen Garten, der dem Nicht-Menschlichen und Unsichtbaren gewidmet ist. Seine jüngste Forschungsarbeit, „Garden of Duets“, war ein einjähriges Projekt, bei dem Musiker*innen und Schriftsteller*innen mit ihren eigenen pflanzlichen Partner*innen im Impossible Forest zusammenarbeiteten, um eine intime Beziehung und mit der Zeit ein künstlerisches Duett zu entwickeln.

Derzeit arbeitet er an einem langfristigen Projekt in und mit dem Dorf Coqui, Kolumbien, und hilft dabei, das „Museum des verlorenen Wissens“ in eine „Schule des verlorenen Wissens“ umzuwandeln, indem er mit dem Dorf Coqui, Organizmo, Angela Schubot und dem Goethe-Institut zärtliche Berührungen, künstlerisches Denken und Pflanzenpartner*innen zusammenbringt. Dies ist Teil eines größeren Projekts mit dem Namen „Herbarium“ mit Angela Schubot, das die Suche nach der Auflösung der Dichotomie von Natur und Mensch fortsetzt, wobei sie mit Pflanzen als Vermittler*innen für Wissenstransfer, co-kreative Strategien und künstlerische Angebote arbeiten. Dieses Projekt wird in Coqui, Kolumbien, Helsinki, Finnland und Berlin, Deutschland stattfinden. Er ist Mitbegründer von Constanza Macras Dorky Park (2002-2009). Er arbeitet regelmäßig mit Meg Stuart, Shelley Etkin, Stefan Rusconi, HAU und den Uferstudios zusammen. Jared hat mit William Forsythe, Jeremy Wade, Aleesa Cohene und anderen zusammengearbeitet. Er unterrichtet weiterhin und bietet Künstler*innen, Gruppen und Student*innen Mentoring an.

www.jaredgradinger.com

Co-Weaving Sessions

25.3. 2022, 16 – 18 Uhr

Gemeinsames Weben mit Claudia Hill

Weitere Sessions am 31.3. / 9.4. / 16.4. / 21.4. / 28.4. / 5.5. 2022, jeweils 17 – 19 Uhr

Bitte bringt den Nachweis eines tagesaktuellen, negativen Corona-Antigentests mit.

Im Zeitraum vom 24. März bis zum 5. Mai werden sieben öffentliche Co-Weaving Sessions (Gemeinsames Weben) mit Claudia Hill im Bärenzwinger angeboten. Während der Co-Weaving Sessions teilt Claudia Hill mit interessierten Besucher*innen auf wöchentlicher Basis ihre Erfahrung mit dem Weben und lädt zum gemeinsamen Weben ein. Das Ausgangsmaterial ist Seidenstoff, der vor Ort pflanzlich gefärbt und durch den Raum gespannt wurde, wie auch andere Materialien aus Hills Textilsammlung.

Claudia Hill begreift den Webstuhl nicht nur als eine Webmaschine, sondern auch als ein somatisches, körperliches, Kommunikationswerkzeug, die beim gemeinsamen Weben geführten Gespräche und vorgelesenen Texte fließen zusammen mit dem Stoff in das Gewebe als immaterielle Komponente mit ein. Der Webstuhl wirkt als soziale Skulptur, als Spielstätte für Vernetzung. Weben und Wurzeln, Verflechtung und Verwurzelung werden als konkrete Handlungen erfahrbar.

Gallery Weekend Special

Samstag

30.4. 2022, 14 – 18 Uhr

Gemeinsames Weben mit Claudia Hill

Gemeinsames Gärtnern und Erinnerungsgärten mit Jared Gradinger

„Ich lade dich ein, deine Augen zu schließen und dich laut an einen Garten aus deiner Kindheit zu erinnern. Es kann jeder Garten sein. Der Garten deiner Nachbarin, der Garten deiner Großeltern, der Garten, an dem du jeden Tag auf dem Weg zur Schule vorbeigegangen bist, der Garten deiner Familie, sogar die eine Topfpflanze im Haus deiner Kindheit kann als Garten betrachtet werden. Nimm dir fünf Minuten Zeit, um diesen Garten mit geschlossenen Augen zu beschreiben, egal wie du dich daran erinnerst. Starte deinen Timer (5 Minuten), drücke auf Aufnahme, nenne deinen Vornamen, schließe deine Augen und erinnere dich laut an einen Garten. Wenn der Timer abgelaufen ist, drücke bitte auf Stopp am Rekorder. In Liebe, Jared“

Am kommenden Wochenende werden wir mit Claudia Hill und unter ihrer Anleitung einen Teppich und eine Hängematte weben, im Bärenzwinger-Garten gärtnern, den Jared Gradinger zusammen mit der Natur angelegt hat, und intime Aufnahmen von Gartenerinnerungen aus der Kindheit sammeln. Ein Aufnahmegerät wird vor Ort zur Verfügung gestellt.

Der Bärenzwinger lädt ein, am Samstag (30.04.) zwischen 14 und 18 Uhr auf einen frühlingshaften Drink vorbeizukommen.

Garden of Duets (a work in process)

Donnerstag

12. Mai von 18 bis 21 Uhr

Musikperformance & Veröffentlichung von Texten

Musik beginnt um 18 und 19 Uhr

Mit Marc Lohr und Weintraube, Anja Müller und Chilenische Araukarie, Tian Rotteveel und Klee, Shelley Etkin, Astrid Kaminski, Sandra Man, Liz Rosenfeld, Angela Schubot, The Impossible Forest und The Bärenzwinger Garden. In Zusammenarbeit mit der Natur.

Garden of Duets ist das aktuelle Ergebnis eines Jahres der Begegnungen zwischen Weintraube und Marc, Tian und Klee, Chilenische Araukarie und Anja, Claire und Wisteria. Über ein Jahr lang haben sich diese pflanzlich-menschlichen Partnerschaften entwickelt und zu einem musikalischen Beitrag vertieft, der jeweils von den beiden Partner*innen mitgestaltet wurde. Die Pflanzenpartner*innen wurden ursprünglich im Unmöglichen Wald, einem Garten der Uferstudios in Berlin-Wedding, gefunden. Sie wurden nun in den neuen Bärenzwinger Garten gepflanzt, als energetisches Verbindungs- und Unterstützungsportal zwischen den beiden physischen Gärten in Berlin und dem performativen Garden of Duets.

Dieses Projekt widmet sich in erster Linie der Begegnung zwischen Pflanze und Mensch und dem gemeinschaftlichen kreativen Prozess, der die Möglichkeit bietet, mit der Natur als Partner*in zu arbeiten und über das gewohnte Denken hinauszugehen, das aus menschlich-zentrierten Entscheidungs- und Denkweisen entsteht.

Die eingeladenen Musiker*innen wurden gebeten, über ein Jahr hinweg eine intime und dann künstlerische Beziehung zu einer bestimmten Pflanze aufzubauen. Die Übung bestand darin, eine innere Stille zu kultivieren, um ihre Aufmerksamkeit nach außen auf ihren Pflanzenpartner*innen zu richten und eine Wechselbeziehung zu pflegen.

Fünf Schriftsteller*innen wurden ebenfalls eingeladen, mit dieser gemeinsamen kreativen Praxis zu arbeiten, indem sie MIT dem Garten schrieben. Diese einzigartigen Texte von Shelley Etkin, Astrid Kaminski, Sandra Man, Liz Rosenfeld und Angela Schubot werden im Druck vorliegen.

Der Bärenzwinger Garten wird der*die Gastgeber*in für die Wiederbelebung dieser Begegnungen und Partnerschaften sein. Die Musik ist ein Geschenk an den Garten und seine Bewohner*innen, und wir laden die menschlichen Besucher*innen ein, Zeug*innen dieser Akte der Hingabe und der Kommunikation zwischen den Arten zu werden.

Der Teppich und die Hängematte, die Claudia Hill zusammen mit den Besucher*innen von Bärenzwinger gewebt hat, werden während der Veranstaltung veröffentlicht.