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Roaming Winters

Sujatro Ghosh
Stephanie Imbeau

Grafik: Viktor Schmidt

Ausstellung
02.12. 2022 – 26.02. 2023

Kuratiert von
Livia Tarsia in Curia & Lara Huesmann

Ko-kuratiert von
Cleo Wächter

Organisiert von
an• other here residency in Zusammenarbeit mit dem Bärenzwinger.

»Roaming Winters« ist der vierte Teil des Jahresprogramms EPHEMERIS

Über drei Monate hinweg entwickeln Sujatro Ghosh und Stephanie Imbeau performative und in-situ Installationen und treten miteinander in einen Dialog, der kollektive, solidarische aber auch kontroverse Ansätze stärkt und möglich machen soll.

Kann der Bärenzwinger im Winter zur Zuflucht werden, Schutz vor Kälte bieten und die Sehnsucht nach Zusammenkunft stillen? Die ausgewählten künstlerischen Vorschläge führen zu einer induktiven Annäherung an diesen Eintritt in die Jahreszeit und dringen hier wie Boten ein, um auf die Abwesenheit und einen Mangel von Wärme zu reagieren, sei sie potentiell oder real in mentalen und physischen Räumen. Die Arbeiten von Sujatro Ghosh und Stephanie Imbeau brechen in die Symbolik des Ortes ein, um die Sehnsüchte dort lebendig werden zu lassen

Stephanie Imbeau untersucht in ihren Arbeiten, wie Menschen nach Gemeinschaft, persönlicher Sicherheit und einem Ort der Zugehörigkeit suchen. Sie verwendet Darstellungen von monumentalen und fragilen Häusern und erforscht deren Dualität, die sowohl erholsam als auch vergänglich ist.
Während ihrer Residenz lädt sie uns ein, unsere Gewissheiten abzulegen und diese vielschichtigen Räume, die unser Leben mit dem anderer Menschen verweben, neu zu betrachten.

Der Winter ist oft eine Zeit der Ruhe und des Rückzugs, aber auch der Reaktivierung des „Bewahrten“. Der Akt des Wiederfindens von dehydrierten, fermentierten und eingelegten Lebensmitteln ist nicht nur eine praktische Überbrückung des Winterschlafs von Pflanzen und Tieren, sondern wird auch zu einem Akt der Verkörperung von Erinnerungen. Sujatro Ghosh wird im Rahmen der dreimonatigen Residenz über Formen des Konservierens, die sozialen und politischen Aspekte von Essen sowie des Zusammenkommens über und durch Nahrung sprechen.

Mangel und Begehren, zwei Aspekte, die in den Arbeiten der beiden Künstler*innen eine große Rolle spielen, die den offensichtlichsten Dingen unseres Alltags zu Grunde liegen und denen wir gemeinsam im Rahmen von Roaming Winters nachspüren wollen.

Roaming Winters ist die letzte von vier prozesshaften Ausstellungen im Rahmen des Programms EPHEMERIS im Bärenzwinger. „Ephemeris“ kann als eine Art Tagebuch verstanden werden, in dem die Konstellation von Planeten, Sternen und Körpern festgehalten wird. „Ephḗmeros“ bedeutet im Altgriechischen wörtlich „für einen Tag“ und kann mit den ersten Formen der Organisation von Tagen nach jahreszeitlichen Veränderungen in Verbindung gebracht werden, die sich zu materiellen Aufzeichnungen mit Namen von Zeiträumen entwickelten, die als Kalender verwendet werden. Das Programm ist von ephemeren Kunstformen und Materialien geprägt. Performative und handlungsorientierte künstlerische Praktiken besetzen dabei den Bärenzwinger.

Sujatro Ghosh

Sujatro Ghosh ist ein multidisziplinärer Künstler und Aktivist, der derzeit in Berlin lebt. Seine Praxis versucht, ein Gespräch über soziales Handeln und politischen Protest zu initiieren, welches die Bedingungen dafür schafft, dass als anders oder fremd markierte Stimmen gehört werden.

Seine Arbeiten verweben konzeptionelle und konkrete Abenteuer, die durch radikales Denken hervorgerufen werden, vor allem in Bezug auf die Rechte von Queers, diasporische Spannungen, Frauenrechte, Klimawandel und transnationale Migration. Er arbeitet in den Bereichen Film, Performance, Poesie, Textil und Fotografie. Derzeit beschäftigt er sich mit der Beziehung zwischen Ernährung, Erinnerung, Gewalt und Gerechtigkeit.

Stephanie Imbeau

Stephanie Imbeau erhielt ihren Master in Bildender Kunst von der Newcastle University im Jahr 2007 und einen Bachelor in Bildender Kunst von der Ohio State University im Jahr 2004. Ihre umfangreichen Regenschirm-Installationen für den Außenraum wurden auf der ganzen Welt inszeniert. Neben ihren großformatigen Installationen wurden auch ihre genähten Zeichnungen und Keramikarbeiten in Deutschland, Frankreich, England, Griechenland und den Vereinigten Staaten ausgestellt. Imbeau wurde mit einer Reihe von Residenzen auf der ganzen Welt ausgezeichnet. Seit 2016 lebt und arbeitet sie in Berlin.

Seit über einem Jahrzehnt dreht sich ihre künstlerische Praxis um die Untersuchung der Art und Weise, wie Menschen versuchen, Verbindungen zwischen sich selbst und anderen herzustellen. Sie verwendet eine Vielzahl von Medien mit einem besonderen Interesse an Materialien, die die gegensätzlichen Eigenschaften von Nützlichkeit und Zerbrechlichkeit besitzen, wie Ton, Pappe und Stoff.

Closing House

26.02.2023 14–18 Uhr

Die Künstler*innen und das Team werden anwesend sein.

Das Closing House ist eine Zeit der Reflexion über die kreativen Prozesse, die im Bärenzwinger stattgefunden haben. Gemeinsam werden wir die verschiedenen Installationen der Ausstellung Roaming Winters aktivieren.

Schauen Sie sich an, was aus den kollektiven Nähsessions von Stephanie Imbeau entstanden ist und welche Lebensmittel und Erinnerungen durch die partizipatorischen Projekte von Sujatro Ghosh haltbar gemacht worden sind.

Nach der Reise durch den Winter freuen wir uns darauf, ein weiteres Mal zusammenzukommen.

Klanghandlungen

mit Narval 
(Evgenija Wassilew / Peter Strickmann)

04.02.2023 17 Uhr

Eintritt frei

Am 4. Februar erfahren die textilen Arbeiten von Artist in Residence Stephanie Imbeau eine seltene Nutzung, wenn das Sound-Performance-Duo Narval dazu einlädt, gemeinsam den Klängen zu lauschen, die durch den winterlichen Bärenzwinger und Imbeaus Installation geformt werden. Der Raum wird sowohl durch kleine akustische Gesten als auch räumliche Resonanzen bespielt. In einer ortsspezifischen Performance nutzt das Duo akustische Feedbacks, präparierte Objekte, selbstgebaute Instrumente sowie Teile der Installation von Stephanie Imbeau, um die räumlichen Aktionen und ihre Klänge mit Vorstellungen von Schutzraum, Haus und Gefangenschaft zu verweben.

Narval ist ein Sound-Performance-Duo bestehend aus Evgenija Wassilew und Peter Strickmann, das im Winter 2018 auf dem zugefrorenen Fluss Aurajoki in Turku gegründet wurde. Seitdem war das Duo zu Gast in der Titanik Galeria in Turku, im ausland Berlin, im konnektor Hannover, in der Zwitschermaschine, im Aktionsraum Spoiler, im Zönotéka und in der Saarländischen Galerie in Berlin, sowie im Projektraum Alte Feuerwache in Friedrichshain und im Errant Sound in Berlin Mitte.

www.soundcloud.com/narval-narval

www.evgenija-wassilew.com

www.peterstrickmann.info

Memory Jars

mit Sujatro Ghosh

Workshop „Erinnern und Bewahren“

21.01.2023 von 14 bis 16.30 Uhr

Bitte melden Sie sich bei info@baerenzwinger.berlin an, da wir nur eine begrenzte Anzahl an Plätzen zur Verfügung haben.

Veranstaltung auf englischer Sprache.

Am Samstag, den 21.01. von 14 bis 16.30 Uhr wird Sujatro Ghosh einen Workshop leiten, der sich um die Idee von „Memory and Preservation“ dreht.

Als ein Ritual des Teilens werden wir in diesem Workshop unsere Lebensmittel schneiden, zubereiten und schließlich konservieren. 

Sujatro sieht das Konservieren von Lebensmitteln als einen Akt, bei dem Lebensmittel zu Erinnerungen werden und Erinnerungen als Archiv unserer Winterkämpfe dienen. Das Essen dient hier als eine Form der Ernährung.

Zur Vorbereitung auf den Workshop werden die Teilnehmenden gebeten, an eine Erinnerung zu denken, die sie bewahren möchten, und einen greifbaren Gegenstand mitzubringen, der diese Erinnerung für sie repräsentiert (das kann ein Liebesbrief, ein Bild, ein Text, ein Gedicht, eine Blume, ein Schmetterling oder ein beliebiger Gegenstand sein).

(Einmachgläser und Zutaten werden zur Verfügung gestellt.)

Nähsessions

mit Stephanie Imbeau

jeden Donnerstag im Januar und Februar

jeweils 15 bis 18 Uhr

Im Januar und Februar lädt Artist in Residence Stephanie Imbeau jeden Donnerstagnachmittag von 15 bis 18 Uhr zu gemeinsamen Nähsessions ein.

Das Hauptziel ist die langsame Herstellung einer textilen Haut für das große, von Stephanie Imbeau entworfene Hausgerüst, das sich im Außenbereich des Bärenzwingers befindet. In der ersten Woche beginnen die Sitzungen mit Entwerfen, Zeichnen und Experimentieren. Im Laufe des Projekts werden auch an den anderen Häusern kleinere Handnäharbeiten durchgeführt, zu denen Interessierte ihre eigene Nähmaschine mitbringen oder mit Nadeln, die Stephanie Imbeau zur Verfügung stellt, nähen können.

„Ich hoffe, dass diese Zeiten sowohl produktiv als auch gemütlich sein können, zumindest in der Art von Nähkreisen, die eine Zeit bieten, um mit anderen zu arbeiten, während man Geschichten und Ideen und die Zeit miteinander teilt.“

Keine Anmeldung nötig, kommt einfach vorbei!

Artist Talk

mit Stephanie Imbeau + Wilma Lukatsch

15.12. 2022 19 Uhr

Gespräch vorwiegend in englischer Sprache

Am Donnerstag, den 15. Dezember um 19 Uhr findet ein Künstlerinnengespräch mit Stephanie Imbeau statt.

Begleitet werden wir von unserem Gast, Wilma Lukatsch. Wilma Lukatsch ist Autorin, forschende Kuratorin und Redakteurin in Berlin. Sie hat an der Freien Universität Berlin und der Humboldt-Universität zu Berlin Kunstgeschichte, Religionsgeschichte und Soziologie studiert. Seitdem arbeitet sie mit Künstler*innen und Archiven und konzentriert sich auf die Entwicklung einer dialogischen Schreibpraxis, die auf engem Austausch und Zusammenarbeit basiert.

Gemeinsam werden Stephanie und Wilma ein Gespräch über Stephanies künstlerische Praxis und ihre Vorhaben für den Aufenthalt im Bärenzwinger führen.

Stephanie Imbeau untersucht in ihrer Arbeit, wie Menschen nach Gemeinschaft, persönlicher Sicherheit und einem Ort der Zugehörigkeit suchen. Sie verwendet Darstellungen von monumentalen und fragilen Häusern und erforscht deren Dualität, zugleich erholsam und vergänglich. Während ihres Aufenthalts lädt sie uns ein, unsere Gewissheiten abzulegen und diese vielschichtigen Räume, die unser Leben mit dem anderer Menschen verweben, neu zu überdenken.

Vor Ort kann es etwas kühl werden, deshalb: Bring Your Own Blanket (Bring deine eigene Decke mit).

Artist Talk

mit Sujatro Ghosh + Kavita Meelu


04.12. 2022 15 Uhr

Gespräch in englischer Sprache

Am Sonntag, den 4. Dezember um 15 Uhr veranstalten wir ein Künstlergespräch mit Sujatro Ghosh.

Mit dabei ist auch ein besonderer Gast, Kavita Meelu. Kavita ist Kulturanthropologin, kulinarische Kuratorin und Community-Organisatorin. Ihr Interessengebiet liegt an der Schnittstelle von Essen, Identität und Macht. Dieses überschneidet sich mit den Arbeitsweisen und dem Aktivismus von Sujatro. Sie werden über seine Vorstellungen und Hoffnungen für die Zeit seines Aufenthalts im Bärenzwinger sprechen.

Der Winter ist oft eine Zeit der Ruhe und des Rückzugs, aber auch der Reaktivierung des „Bewahrten“. Während seines Aufenthalts im Bärenzwinger beschäftigt sich Sujatro unter anderem mit der Wiedergewinnung von dehydrierten, gefrorenen und eingelegten Lebensmitteln. Das Zurückholen von dehydrierten, gefrorenen und eingelegten Lebensmitteln ist nicht nur ein praktischer Weg, den Winterschlaf von Pflanzen und Tieren zu überbrücken, sondern wird auch zu einem Akt der Verkörperung von Erinnerungen.

Vor Ort kann es recht kalt werden, deshalb: Bring Your Own Blanket (Bring deine eigene Decke mit).