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BÄRENZWINGER

Historisches

Peter Zimmermann, Bundesarchiv 1973 [Fotografie]

1937

Bis zu jenem Tag im Herbst 2015, an dem Schnute, die letzte weibliche Stadtbärin eingeschläfert wurde, beherberte der Bärenzwinger für fast achtzig Jahre mehrere Generationen von Braunbären, den Berliner Wappentieren.

Der Bärenzwinger wurde am 17. August 1939 mit den vier Bären Urs, Vreni, Lotte und Jule offiziell eröffnet. Urs und Vreni kamen aus dem weltbekannten Berner Bärengraben und waren Geschenke der Stadt Bern anlässlich der 700-Jahrfeier Berlins im Jahr 1937.

Das ursprünglich als Stadtreinigung erbaute Gebäude im Köllnischen Park, war vom Berliner Architekten Georg Lorenz zum Bärenzwinger um- und ausgebaut worden.

Eingebunden in eine fast achtzigjährige bewegte Stadtgeschichte stand der Bärenzwinger zweimal vor dem Aus. So kamen alle Bären bis auf Lotte während des Krieges um und der Bärenzwinger selbst wurde verschüttet. Das Areal wurde dank des Einsatzes von Bürger*innen vom Schutt befreit und am 29. November 1949 mit den Bärinnen Nante und Jette wiedereröffnet.

Der Erhalt des im Ostteil der Stadt gelegenen Bärenzwingers stand kurz nach dem Mauerfall angesichts seines schlechten baulichen Zustandes erneut zur Debatte, bis private Spendeninitiativen seine Restaurierung in Gang brachten.

Seit etwa den Nullerjahren regte sich wiederum aufgrund von Zweifeln am Wohlergehen der Tiere zunehmend Widerstand gegen die Haltung von Bären in dem Areal. Die tierschutzrechtliche Kritik veranlasste schließlich den kommunalen Beschluss, dass nach dem Tod von Schnute keine weiteren Bären in den Zwinger einziehen würden.

Kulturstandort

Tobias Willmann, 2017 [Fotografie]

2017

Durch die Übertragung des Fachvermögens an das Amt für Weiterbildung und Kultur und die Bereitstellung von Fördermitteln durch spartenübergreifende Förderung ist es möglich, im Baudenkmal Bärenzwinger Ausstellungen und Veranstaltungen, Vorträge und Diskussionen durchzuführen. Künstler*innen und Wissenschaftler*innen werden vor Ort ihre Ausstellungsideen entwickeln und in schrittweisen und behutsamen ortsspezifischen Interventionen und Rauminstallationen präsentieren.

Organisiert wird das Kulturprogramm des Bärenzwingers von jungen Kurator*innen des Fachbereichs Kunst und Kultur Mitte, die für den Zeitraum ihres wissenschaftlichen Volontariats den Bärenzwinger als Ort der Praxis und des Lernens zur Verfügung gestellt bekommen.

Damit hat das Amt für Weiterbildung und Kultur nach fast 2-jährigem Leerstand die Verantwortung für ein Kulturdenkmal übernommen, das sich durch die Berliner Wappentiere über 80 Jahre zu einem stadträumlichen Anziehungspunkt mit hohem Bekanntheits- und Sympathiewert entwickelt hat.

Die immense identitätsstiftende Wirkung des Bärenzwingers bei Berliner Bürger*innen ist deshalb auch von beispielhaftem Wert, sowohl für die künftige Stadtgestaltung im Bereich der nördlichen Luisenstadt als auch jener nahegelegenen historischen Berliner Mitte, derer sich das Bezirksamt nun angenommen hat.

Ziel ist es, den Standort als öffentlichen, kulturellen Lern- und Lehrort sowie Wissensplattform für Stadtkultur zu entwickeln. Zusätzlich sollen durch Ausstellungen, Workshops und Veranstaltungen Bezüge zur kulturellen Stadtgestaltung, Berlingeschichte und Gegenwartskunst hergestellt und vermittelt werden.

Heft: 80 Jahre Bärenzwinger Berlin – Ein lebendiger Ort und seine Geschichte

Kuratorisches Programm

Tobias Willmann, 2017 [Fotografie]

Das kuratorische Programm des Bärenzwingers für den Zeitraum von September 2017 bis Januar 2019 wurde aus einer Auseinandersetzung mit der Geschichte des Areals und der dort lebenden Tiere, der Nutzerinnen und auch Kritikerinnen heraus entwickelt. Es öffnet sich vielfältigen Formen und Formaten und lotet das Potenzial des Ortes für historische, umweltpolitische, kulturelle und künstlerische Interventionen aus.

So geht es etwa auf die Rolle von Bärenzwinger und Bären im Rahmen der kulturellen und gesellschaftlichen Identitätsstiftung der Stadt ein, auf die Architektur des Geländes und dessen urbanistische Einbindung und auf ökologische und tierschutzrechtliche Diskurse, die an den Bärenzwinger gekoppelt sind.

Der zuvor fast zwei Jahren leerstehende Bärenzwinger birgt noch immer zahlreiche Spuren seiner Nutzungsvergangenheit als langjähriges Domizil der Berliner Symbolträger.

Das Ausstellungsprogramm im Bärenzwinger gliedert sich in drei thematische Schwerpunkte. Der erste mit dem Titel ›Spuren des  Animalischen‹ befasst sich mit der spürbaren Absenz / Präsenz der Bären. Der zweite Schwerpunkt fokussiert ›Architekturen der Segregation‹, die sowohl die Innen- als auch die Außenräume des Bärenzwingers durchziehen. Unter dem Titel ›Projektionen der Ununterscheidbarkeit‹ entwickelt der dritte kuratorische Programmpunkt schließlich Ideen für Perspektiven und zukünftige Szenarien des Bärenzwingers.