OPEN CALL

an•other here & Bärenzwinger Berlin

In Zusammenarbeit mit dem Berliner Residenzprogramm an• other here begrüßt der Bärenzwinger in diesem Winter Sujatro Ghosh und Stephanie Imbeau als Künstler*innen in Residenz.

Vielen Dank an alle Bewerber*innen.

an other here

an• other here ist ein nomadischer Kunstaufenthalt, der Künstler*innen, Kurator*innen und andere Kunstschaffende unterstützen soll. Jede Ausgabe findet an einem neuen Ort statt, der aufgrund historischer und kultureller Besonderheiten des regionalen Ökosystems und seiner Entfernung zu den üblichen Gebieten kreativer Aktivitäten ausgewählt wird.

Die Initiative, die zu Beginn der Pandemie gegründet wurde, wird von der italienisch-französisch-deutschen Kuratorin Livia Tarsia in Curia geleitet.

an• other here hat es sich zur Aufgabe gemacht, Projekte zu produzieren und zu verbreiten, die künstlerisch mit und durch den Reichtum dessen experimentieren, was geografisch in der Nähe der Residenz liegt – Andersartigkeit in der Nähe.

www.anotherhere.com

Kuratorisches Statement

Mit dem diesjährigen Programm möchten wir tiefer in das Verständnis der primären und klimatischen Bedingungen des Bärenzwingers eintauchen. Jede Ausstellung, jedes Kunstwerk, jede Performance, die bisher in diesem Raum zu erleben war, wurde mehr oder weniger stark von den äußeren Bedingungen, wie Regen, Wind, Kälte oder Hitze beeinflusst. In vielen Fällen haben wir als kuratorisches Team versucht, dem entgegenzuwirken. In diesem Jahr wird es anders sein und die Ausstellungsformate sollen aus einer tiefgreifenden Anpassung an die bestehenden Bedingungen des Raums und seine Umgebung entwickelt werden. Wir haben uns entschieden, keine klassischen Ausstellungen zu präsentieren, sondern den Raum mit seinen grünen Außenanlagen in Form einer dreimonatigen, ortsspezifischen und kreativen Residenz zu gestalten. Wir, das Team des Bärenzwingers und an• other here, suchen Künstler*innen oder Kollektive aus Berlin, die nachhaltige und winterfeste Projekte vorschlagen und die uns einladen, gemeinsam durch den Winter in und um den Bärenzwinger zu gehen. 

Im Winter verlagert sich das Leben in nördlichen Gefilden oft von draußen nach drinnen. Tiere halten Winterschlaf oder gehen in Kältestarre. Für den Winterschlaf müssen sie spezielle Überlebenstechniken und -strategien entwickeln. 

Dies gilt auch für den Menschen. Individuen leben zusammen und sind mitunter unwirtlichen räumlichen Gegebenheiten ausgesetzt. Um diese Konfrontationen zu bewältigen, entwickeln sich Formen lokaler Selbstständigkeit, ein Phänomen, das unumkehrbar zu kollektiven Autonomien der Nähe führt.

Das Bärengehege ist der kalten Jahreszeit sehr stark ausgeliefert, Außen- und Innenräume sind nur vage voneinander getrennt. Die Technik versagt, die Heizung ist defekt. Welche Art von Improvisation und Anpassung ist erforderlich, um auf die Kälte und die Dunkelheit zu reagieren? 

Die Kunstgeschichte erinnert uns daran, dass Filz als Isoliermaterial wirkt, um Wärme zu speichern, Filz kann eine Energiequelle sein, ein echter Motor für Kreativität und Geselligkeit. Welche nachhaltigen Materialien schaffen heute Räume des Schutzes und der gemeinsamen Nutzung? Welche Visionen von Ökotopien ermöglicht der Bärenzwinger?

Praktische Informationen

Zeitraum der Residenz

01.12.2022 – 28.02.2023

Zeitplan 

14.11.2022 – 30.11.2022 Vorbereitung und gemeinsames Kennenlernen 

01.12.2022 Kick-off der Residenz

Wer kann sich bewerben?

Professionelle Künstler*innen (abgeschlossene Ausbildung) mit Wohnsitz in Berlin, Designer*innen, Kollektive.

Arbeitsmittel und Unterstützung

Arbeitsmittel und Unterstützung werden bis zu 1.250 € finanziert. Unser Team unterstützt die Projekte mit Transport, Kuration, Produktionsleitung und Aufbau-Team, Pressearbeit und Besucher*innen-Service.
Eine Grundausstattung mit Werkzeugen, technischen Geräten sowie Internet ist im Bärenzwinger vorhanden und kann während des Aufenthalts genutzt werden.

Arbeitsraum
Der Bärenzwinger als Gebäude und seine zwei Außenterrassen mit Gräben.

Honorare

Künstler*innen- bzw. Kollektivhonorar von 1.500 € (je künstlerischer Position).


Zur Bewerbung sind einzureichen (in einem Pdf-Dokument):
– Künstlerisches Statement (max. 300 Wörter)

– Projektvorschlag (max. eine DIN A4 Seite)

– Technische Anforderungen (max. 300 Wörter)

– Mappe mit max. 10 Seiten mit 10-20 Bildern (nicht größer als 5 MB) inklusive Lebenslauf 

– Links zu Website, Instagram, aktueller Ausstellung oder Presse 

Jury

– Lara Huesmann, Malte Pieper, Lusin Reinsch, Maja Smoszna und Joana Stamer (Künstlerisches Leitungsteam des Bärenzwingers)

-Livia Tarsia in Curia (freie Kuratorin und Leiterin von an• other here)

Bis zum 03.07.2022 (verlängert), bis 12 Uhr, einzureichen an: opencall@baerenzwinger.berlin

Unvollständige Bewerbungen werden nicht berücksichtigt.

Zu- oder Absagen werden Ende Juli verschickt.

Hibernation

Linda Kuhn und
Alvaro Urbano

Robert Eckstein [Fotografie]

Eröffnung
19.01.2018 um 19 Uhr

Begrüßung
Sabine Weißler, Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen

Zur Ausstellung
Julia Heunemann
und Nadia Pilchowski

Ausstellungsdauer
20.01. – 10.03.2018

Begleitprogramm

So, 04.03.2018 um 15 Uhr
›Maloota‹ – Performance von Michel Voolta

Während der Winterruhe ließen sich die Berliner Stadtbären selten in ihren Außengehegen blicken. Sie schliefen viel, wurden nur noch im Zwingergebäude abseits der Öffentlichkeit gefüttert und waren ihrer repräsentativen Funktion entbunden.

Ruhephasen, in denen physiologische Prozesse heruntergefahren werden, geistige Anspannung nachlässt und das Bewusstsein zwischen diffuser Wahrnehmung und intentionsfreiem Handeln changiert, stehen neoliberalem Leistungsdenken entgegen.

›Hibernation‹ präsentiert künstlerische Positionen, die sich mit derartigen Bedingungen und Effekten von temporärem Rückzug auseinandersetzen.

Mit dem Austreten aus zielgerichteten Leistungszusammenhängen hat sich Linda Kuhn bereits in früheren Arbeiten befasst. In den Außengehegen des Bärenzwingers, die auf räumliche Distanz bei umfassender Einsehbarkeit hin ausgerichtet sind, verstellt die Berliner Künstlerin nun die Blicke der  Betrachter*innen. Mit Schutzverkleidungen für Skulpturen entwirft sie Rückzugsräume für Elemente, die sie in den Gehegen vorgefunden hat und schreibt ihnen damit zugleich neue plastische Qualitäten zu.

Durch architektonische Eingriffe, die gewohnte Wahrnehmungsmuster unterlaufen, dekonstruiert Alvaro Urbano Verhältnisse von Innen und Außen, Traum und Wirklichkeit. Die Winterruhe in den Blick nehmend, enthebt er die Bärenkäfige von den ihnen einst zugewiesenen Bestimmungen und fokussiert die imaginären Potenziale der ummauerten und vergitterten Architekturen. Die Frage danach, wovon Bären wohl träumen, reflektiert schließlich den Winterschlaf selbst als Raum des Imaginären.

Kuratiert von
Julia Heunemann
und Nadia Pilchowski

Linda Kuhn

Die Werke von Linda Kuhn fragen nach der Möglichkeit sich gängigen Arbeits- und Zeitstrukturen zu entziehen. Bildhauerisch untersucht sie aktuelles Freizeitverhalten und fragt, wie sich in diesem Kontext körperliche Aktivitäten reproduzieren.

Geboren 1983 in Berlin, hat Linda Kuhn in den letzten Jahren ihre Arbeiten in Berlin (SOS, Luftraum, Humboldt Carré, Kunstquartier Bethanien), London (Oxo Tower, Triangle Space) und Wien (Kunsthalle Exnergasse) gezeigt. 2015 erhielt sie das Goldrausch-Stipendium (Berlin), im letzten Jahr wurde sie im Rahmen der Leisure Studies Association Conference nach Leeds eingeladen.

Alvaro Urbano

Alvaro Urbano, geboren 1983 in Madrid, Spanien, lebt und arbeitet in Berlin. Er studierte Architektur und Design an der Escuela Técnica Superior de Arquitectura in Madrid und schloss sein Meisterschülerstudium am Institut für Raumexperimente, Klasse Olafur Eliasson, an der Universität der Künste in Berlin ab. Im Jahr 2014 erhielt Urbano die Villa Romana Fellowship. In 2016/2017 hatte er die Künstler und Architekten – Residency im MAK, Los Angeles.

Jüngste Soloprojekte: Altbau, ChertLüdde, Berlin, 2017; Almost Midnight, Frankfurt am Main, Berlin, 2017; Assemble, Performancenacht, Bundeskunsthalle, Bonn, 2017; I, Mole Antonelliana, Turin, in Zusammenarbeit mit dem National Cinema Museum von Turin, 2016.


Jüngste Gruppenausstellungen: Alpina Huus, Genf und Lausanne, 2017; Festival of Future Nows II, Hamburger Bahnhof, Berlin, 2017; Notes on our equilibrium, CAB, Brüssel, 2017; That Time, Cycle Music and Art Festival, Island; Deep Inside, Moscow International Biennale for Young Art, Moskau, 2016; Art and Nature: Walking with Senses, Meran, 2016.

Performance

›Maloota‹ von Michel Voolta

So, 04.03.2018 um 15 Uhr
Köllnischer Park

Die Künstler*innengruppe Michel Voolta präsentiert im Köllnischen Park eine Choreographie mit Versatzstücken aus Sound und Text und nimmt materiell Bezug auf die in der Ausstellung ›Hibernation‹ reflektierten Objekte und Räume.

Der Name ›Berlin‹ leitet sich von slawisch ›br’lo‹ ab, es bedeutet Sumpf. Beim Berliner Bären handelt es sich um ein sogenanntes ›sprechendes Wappen‹, das versucht, den Klang in einem Symbol in deutscher Sprache wiederzugeben. Symbole auf Schilden [zum Schutz vor Angriffen] waren zunächst personenbezogen. Mit der Zeit wurden sie erblich und von einer Generation zur nächsten übertragen. Nach dem Entstehen stärkerer Rüstungen mit Gesichtsbedeckung dienten sie der Erkennung der Ritter im Kriegsgetümmel.

Diese militärische Funktion verschwand dann wieder mit dem Aufkommen von Feuerwaffen [d.h. dem Kämpfen über größere Distanz], das Wappen wurde zum reinen Objekt der Symbolik.

So tritt der Privatmensch nicht in Erscheinung und es ist, als gäbe es ihn gar nicht. Und was trugen die Bediensteten?

›The lacing of the doublet is clear. Buttons were banned for workers in the middle ages, so lacing was the tradition among the lower classes long after the law had passed into history. To let the lining of the knee breeches show had been the fashion in 1666, but here it is still being worn in the 1690s. A few buttons on the sleeve, however, show a slow trend towards aping the aristocracy‹

[Diana de Marley, Working Dress – A History of Occupational Clothing, London, 1986]

Fur Agency

NEOZOON

Tobias Willmann [Fotografie]

Eröffnung
10.11.2017 um 19 Uhr

Begrüßung
Dr. Ute Müller-Tischler, Fachbereichsleiterin Kunst und Kultur

Zur Ausstellung
Anne Hölck und Sebastian Häger

Ausstellungsdauer
11.11.2017 – 05.01.2018

Begleitprogramm

Sa, 02.12.2017 um 14 Uhr
Ausstellungsrundgang mit Kuratorin Anne Hölck

So, 10.12.2017 11-14 Uhr
Workshop ›Wie Bären Wohnen‹ mit Anne Hölck, Marcela Moraga und Sebastian Häger

Fr, 05.01.2018 ab 18 Uhr
Finissage mit Sound-Performance von Native Instrument

Nachdem das erste Ausstellungsprojekt im Bärenzwinger ›Ursus Olfaciens‹ die hinterlassenen Spuren der Berliner Bären aufsuchte, folgt nun eine kritische Befragung des menschlichen Blicks auf Tiere.

Ausgangspunkt für die Ausstellung ›Fur Agency‹ ist das Tierfell als handlungsfähiger Akteur, indem es Reaktionen bei seinen Betrachter*innen auszulösen vermag. Fell ruft Anmutungen von Wärme und Gemütlichkeit hervor, weckt das Bedürfnis, Tiere anzusehen und sie zu berühren. Diesem romantisierten Blick waren auch die ›amtierenden‹ Berliner Stadtbären ausgesetzt.

›Im Prinzip ist jeder Käfig ein Rahmen um das Tier im Inneren‹, schreibt John Berger 1980 in seinem Text ›Warum sehen wir Tiere an?‹. Das Tier wird im Zoo zum Bild, das man ansehen kann. Wir fühlen uns ihm nah und gleichzeitig bleibt es uns fremd. Besonders in seiner Fremdheit fasziniert es uns. Nirgendwo wird das deutlicher als im Zoo, wo Menschen – obwohl als Säugetiere ebenfalls Teil der Natur – Tiere wie Museumsobjekte ausstellen und betrachten.

›Fur Agency‹ thematisiert nicht nur diese Art der Tierhaltung, sondern versucht eingeschliffene Sehgewohnheiten künstlerisch zu hinterfragen. Das Künstlerinnenkollektiv NEOZOON entwickelt hierzu die dreiteilige, multimediale Installation ›Bearly Legal‹ für den Bärenzwinger.

Kuratiert von Sebastian Häger und Anne Hölck

NEOZOON

NEOZOON ist ein 2009 in Berlin und Paris gegründetes Künstlerinnenkollektiv, das sich mit Mensch-Tier-Verhältnissen beschäftigt und den Umgang moderner Gesellschaften mit lebendigen und toten Tieren untersucht. NEOZOONs Aktionen finden im öffentlichen Raum statt: in den Straßen der Städte, öffentlichen Institutionen und im Netz. Ihre künstlerischen Medien umfassen Collagen, Installationen und Videos.

In ihren filmischen Arbeiten thematisieren sie Widersprüche im alltäglichen Umgang mit Tieren in Sprache und Handlung sowie die Medialisierung dieser Praktiken.
Auswahl aktueller Ausstellungen und Screenings: 2016: SITUATIONS/Filter, Fotomuseum Winterthur; Unter Waffen. Fire and Forget 2, MAK, Frankfurt; Anthology Film Archives, New York; Crashed Net Aesthetics, HeK, Basel; Animal Lovers, nGbK Berlin; 2017: The Hobbyist, Fotomuseum Winterthur (CH); Goethe Institut Toronto, Emerging Artists (CAN); HMKV Dortmund, Video of the Month (D); Filmwinter, Stuttgart (D).

Rundgang

Samstag, 02.12.2017
14-15 Uhr

Die Gastkuratorin Anne Hölck wird durch die Ausstellung führen und entlang der Arbeit NEOZOONs Fragen zur Darstellung von Tieren in Gefangenschaft sowie der Architektur von Gehegen diskutieren.

Die kostenlose Führung wird in deutscher Sprache angeboten. Treffpunkt: Eingangsbereich des Bärenzwingers

Um Anmeldung per E-Mail an info@baerenzwinger.berlin wird gebeten.

Anne Hölck, geboren 1970 in Kiel, ist seit 2002 freie Szenografin und lebt in Berlin. Neben ihrer Theaterarbeit realisiert sie Ausstellungsprojekte, leitet Projektseminare und hält Vorträge im Forschungsfeld der Human-Animal Studies mit dem Schwerpunkt auf raumwissenschaftlichen und künstlerischen Ansätzen. Seit 2014 kuratiert sie die Ausstellungsreihe »we, animals. Künstlerische Positionen zu Mensch-Tier-Verhältnissen« im Meinblau Projektraum Berlin.

Workshop

Sonntag, 10.12.2017
11-14 Uhr

›Wie Bären Wohnen‹
mit Anne Hölck, Marcela Moraga und Sebastian Häger

Der kostenfreie Workshop ist auf 10-15 Teilnehmer*innen begrenzt und wird in deutscher Sprache angeboten. Teilnehmer*innen sollten mindestens 14 Jahre alt sein.

Um Anmeldung per E-Mail an info@baerenzwinger.berlin wird gebeten.

Der Workshop behandelt die ›Wohnsituation‹ von Bären im Zoo. Nach einer Führung durch die Ausstellung von NEOZOON, die sich mit unserem Blick auf (Zoo-) Bären befasst, gibt es eine Einführung zum Thema ›Wohnen‹ von Zootieren nach dem Zoologen Heini Hediger.
 

Danach untersuchen wir die Wohnverhältnisse im Bärenzwinger: In verteilten Rollen nehmen wir verschiedene Blickwinkel ein, um uns über dieses Experiment gemeinsam ethischen Fragestellungen zu öffnen und uns neue Perspektiven auf Mensch-Tierverhiältnisse zu erschließen.

Finissage

Freitag, 05.01.2018
18-21 Uhr

Finissage mit Sound-Performance von Native Instrument [Stine Janvin und Felicity Mangan]

Native Instrument aus Berlin ist eine musikalische Kollaboration, die das Field-Recording-Archiv von Felicity Mangan und das abstrakte Vokabular von Stine Janvin Motland zusammenführt. Stine Janvin erforscht und fordert die physischen Eigenschaften der Stimme, die Akustik ihrer Umgebung und neue Performance-Strategien heraus.

Die Musik von Native Instruments, die oft als Insekten-Techno bezeichnet wird, basiert auf elektronischen und stimmlichen Adaptionen von Audioaufnahmen von Tieren und Insekten. Ihre Aufnahmen stammen hauptsächlich aus der australischen und nordeuropäischen Fauna. Indem sie die natürlichen Rhythmen von Tierrufen mit digitalen Effekten und stimmlichen Imitationen vermischen, generieren Native Instrument klangliche Ambiguität zwischen ländlicher Natur, Elektronik und der menschlichen Stimme.

Native Instrument traten bei folgenden Veranstaltungen und Festival auf: Atonal Berlin; Ope3ra Festival, Mexiko-Stadt; CTM, Berlin; Rokolektiv-Festival, Bukarest; Praha, Brno; Stadtgalerie Bern, Bern; Höhle 12, Genf.

URSUS OLFACIENS

Reto Pulfer und
Sarah Ancelle Schönfeld

Bärenzwinger Berlin [BA Mitte]

Eröffnung
12.09.2017, 18 Uhr

Begrüßung
Sabine Weißler, Bezirksstadträtin für Weiterbildung, Kultur, Umwelt, Natur, Straßen und Grünflächen

Zur Ausstellung
Nadia Pilchowski und Julia Heunemann

Live Performance von Eisklares Echo [Mia von Matt und Reto Pulfer]

Ausstellungsdauer
13.09. – 29.10.2017

Begleitprogramm

Sa, 16.09.2017, 15 Uhr
Performance von Sarah Ancelle Schönfeld
Saunaaufguss und Kräutertee: Feige/Linde

So, 29.10.2017, 11 – 19 Uhr
›The Fountain of Liver Tea‹
Performance von PPKK
(Schönfeld & Scoufaras)

Mit einer Doppelausstellung von Reto Pulfer und Sarah Ancelle Schönfeld eröffnet der Bärenzwinger als neuer Ausstellungsort in Berlin-Mitte. Seite an Seite haben sich die Künstler*innen der ersten Ausstellung auf die Spurensuche an diesem geschichtsträchtigen Ort gemacht. Welche Spuren sind sichtbar, riechbar, hörbar, denkbar, fühlbar, seit die letzte Bärin Schnute vor fast zwei Jahren gestorben ist und eine tierische wie menschliche Abwesenheit im Bärenzwinger zurückgelassen hat? 

Der Ausstellungstitel verweist auf die vielleicht vergänglichste der vor Ort erlebbaren Spuren.
Ursus Olfaciens meint den vom Bären hinterlassenen Geruch, der ihm selbst noch nach seinem Tod Präsenz verleiht, und spielt gleichzeitig auf den ausgeprägten Geruchssinn des Tieres an, der ihm kontinuierlich von der Anwesenheit des Menschen gekündet haben muss.

Die abgekühlten, verlassenen Räume werden erhitzt. Die für ihr Arbeiten mit alchemistischen Prozessen bekannte Künstlerin Sarah Ancelle Schönfeld verwandelt den Ort Raum für Raum durch einen mit vorgefundenen Steinen beheizten Ofen in eine Sauna, sodass sich die Poren des alten Gemäuers, das mit seinen Eisengittern und Stahltüren an eine kleine beengte Festung erinnert, weit öffnen können. Erstarrtes, Betäubtes im Zwinger kann sich lösen, in Bewegung setzen, transformieren, entgiften. Kräuter und Beeren aus den von üppiger Vegetation zugewucherten Seitenflügeln der Außengehege und aus dem umliegenden Park verarbeitet Schönfeld zu einem ortsspezifischen Saunaaufguss und Tee, durch den die Besucher*innen die Essenz des Bärenzwingers feinstofflich aufnehmen und erfahren können. Neu hergestellte Verbindungen im Wassersystem des Bärenzwingers, an das Wärterräume, Tränkensystem der Bärenkäfige, Wasserbecken und Gräben der Gehege angeschlossen sind, schaffen einen experimentellen Brunnen.

Reto Pulfer verhängt das Oberlicht im zentralen Raum des Zwingerkomplexes mit einem transparenten Textil in Grün- und Blautönen. Der zusammengenähte Stoff zeigt eine Karte von Bern, Geburtsort des Künstlers und zugleich Herkunftsort von Urs und Vreni, dem ersten Bärenpaar, das als ein Geschenk der Stadt in den Berliner Bärenzwinger kam. Gleichzeitig kann das Tuch als eine astronomische Karte der Galaxien im Sternenbild Ursa Major gelesen werden. Es taucht den Raum in ein intimes grün-blaues Licht, der Blick wird ins Innere der Bärenkäfige und in die Wärterräume gelenkt. Strohhalme auf dem Boden, Staub und Spinnweben an den Wänden und Gitterstäben, Prankenkratzer an Türen und Luken, Bissspuren im Holz, ein im Jahr 2015 stehen gebliebener Wandkalender, ein totes Telefon – mit Taschenlampen können die Räume erforscht werden. Dabei wird man auch auf ein transparentes Objekt stoßen, etwa in der Größe einer ausgewachsenen Braunbärin, um das kein Weg herum führt.

Im einst als Besenkammer dienenden Raum entfaltet sich eine Installation, die Fragmente aus Pulfers Werk vereint: umhüllt von einer raumgreifenden immersiven Malerei hängen an durch traditionelle Knoten miteinander verbundenen Seilen selbst gebaute Instrumente, Raku-Keramik, im Zwinger vorgefundene Stromkabel, eine im rechten Freigehege samt Wurzeln ausgegrabene Brennnessel. Dieser rhizomatische Zustand wird in einer kleinformatigen Malerei aufgegriffen. Den im linken Freigehege wachsenden Brennnesseln hat Reto Pulfer mehr Platz zum Wachsen gegeben.

Der Klang eines Gongs läutet Abschied und Neuanfang ein. Beim Konzert von Eisklares Echo (Pulfer / von Matt) zur Eröffnung der Ausstellung sollen durch die Musik und durch den Lärm der Eisengitter die Spuren der Bären weitergeleitet werden.

Kuratiert von Nadia Pilchowski und Julia Heunemann.

Sarah Ancelle Schönfeld

Sarah Ancelle Schönfeld (*1979 in Berlin) absolvierte im Jahr 2006 das Studium der Bildenden Kunst an der Universität der Künste Berlin. In ihren Arbeiten reflektiert sie Formen der Entstehung von Wissen, Macht und Wahrheit. Hierbei inkorporiert sie Methoden aus Naturwissenschaft, Religion, Archäologie oder Alchemie und setzt diese in unterschiedlichen Medien um, wie Fotografie, Print, Skulptur, Installation oder Performance. Sie zeigte ihre Arbeiten in zahlreichen Einzel- sowie Gruppenausstellungen, unter anderem in der Gildar Gallery (Denver, USA), Aether Project Space (Sofia, Bulgarien); Zabriskie Point Genf; Galleria Marso (Mexiko Stadt) und Goethe Institut St. Petersburg, ebenso wie in der Hamburger Kunsthalle, Hamburg; Hamburger Bahnhof, Berlin; Fotomuseum Winterthur Switzerland und Muzeum Ludwig, Budapest.

Schönfeld war 2005 und 2008 Reisestipendiatin des DAAD, Resident in der Villa Aurora Los Angeles im Jahr 2011 und erhielt 2014 den FOAM Talents Award des Fotomuseums Amsterdam. Sie lebt und arbeitet in Berlin.

Gemeinsam mit Louis-Philippe Scoufaras (*1981 in Montreal), bildet Sarah Schönfeld das 2016 gegründete Duo PPKK. Ihre Zusammenarbeit verstehen die beiden als zwangloses nomadisches Lab auf der Suche danach, Quellen und Bedeutungen spezifischer Kontexte zu extrahieren.

Reto Pulfer

Reto Pulfer (*1981 in Bern) wohnt in Berlin. Seine raumgreifenden, immersiven Installationen aus Stoffen und gefundenem Material werden in Performances, Romanschriften, Musik und Malerei weitergeführt. Seit 2012 tritt er mit Mia von Matt als Eisklares Echo in improvisierten, mehrstündigen Musikperformances auf. Seine Monographie: ›Zustandskatalog: Catalog of States and Conditions‹ wurde 2017 von Sternberg Press publiziert im Rahmen von fünf Einzelausstellungen im Centre d’Art Contemporain Genève, dem Musée régional d’art contemporain Occitanie / Pyrénées-Méditerrannée, Sérignan, bei Spike Island, Bristol, im Centre international d’art et du paysage de l’île de Vassivière und im Fórum Eugénio de Almeida, Évora.

Eisklares Echo ist die Kollaboration von Mia von Matt und Reto Pulfer. Die Musik-Performances von EE sind Versuche der Transformation, sie stützen sich auf die Intimität von improvisiertem Timing. Mit Synthesizer, E-Gitarre, Kalimba, elektronischen Effekten und Worten kreiert das Duo ausgedehnte starke Soundscapes, die sich in minimale visuelle Magie einbetten. Seit 2012 spielen sie gemeinsam in Galerien und Clubs wie Dingum, Berlin, Haus der Kulturen der Welt, Berlin; Swiss Institute, New York; Kosmos Theater, Vienna; Acud, Berlin.

Fountain OF Liver TeA

Sonntag, 29.10.2017
11 – 19 Uhr

Performance von PPKK
(Schönfeld & Scoufaras)


Als PPKK arbeiten Sarah Ancelle Schönfeld und Louis-Philippe Scoufaras orts- und kontextsspezifisch, mit mythologisch-technologisch schalkhaften Interventionen, um andere Perspektiven und Interpretationen auf die jeweiligen Orte zu ermöglichen. PPKK lädt im Kontext der ersten Ausstellung zu einem Saunatag ein, bei dem der Bärenzwinger in eine voll funktionstüchtige Sauna verwandelt wird.

PPKKs ›The Fountain of Liver Tea‹ ist eine Apparatur, bestehend aus einer eines Hackings unterzogenen Waschmaschine und einem Schlauchsystem, die automatisch Kräuteraufgüsse produziert und auf die heißen Steine speit. Sie erzeugt Kräuterdampf und stellt gleichzeitig Tee her. Der Kräutersud basiert auf einer Mischung an auf dem Gelände des Bärenzwingers handgepflückten Kräutern und Beeren, die nach den Kenntnissen der traditionellen Kräuterkunde heilende und reinigende Eigenschaften besitzen.

Die Anwesenheit von Menschen, die im Kräuterdampf zum Klang des sequenziellen Rotierens der Maschine entspannen, soll die Melancholie, die dem ehemaligen Bärengefängnis innewohnt, vernebeln und auf den Ort und seine Besucher*innen läuternd und beschwichtigend wirken.

Die Teilnahme an ›The Fountain of Liver Tea‹ ist kostenfrei und begrenzt auf maximal 10 Besucher*innen pro Zeitfenster, welches jeweils maximal 2 Stunden lang ist (11-13 Uhr, 13-15Uhr, 15-17 Uhr und 17-19 Uhr).

Eine Anmeldung vorab ist erforderlich per E-Mail an: fountainoflivertea@
baerenzwinger.berlin


Bei erfolgreicher Registrierung sind Badetextilien, Handtücher und Badeschlappen eigens mitzubringen.


Bitte beachten Sie, dass der Bärenzwinger am 29.10. nur für angemeldete Besucher*innen von The Fountain of Liver Tea geöffnet ist und dass die Arbeiten von Reto Pulfer aus konservatorischen Gründen nur bis zum 28.9.2017 ausgestellt sind.


Kuratiert von Nadia Pilchowski und Julia Heunemann