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Weaving Roots

Claudia Hill
Jared Gradinger

Grafik: Viktor Schmidt

Ausstellung
25.03. – 05.06. 2022

Eröffnung
24.03. 2022, 18–21 Uhr
(*3G – bitte kommt getestet, geimpft oder genesen)

Kuratiert von
Malte Pieper und Maja Smoszna

»Weaving Roots« ist der erste Teil des Jahresprogramms EPHEMERIS

Mit dem Beginn des Frühlings eröffnet am 24.3. 2022 von 18 bis 21 Uhr die Ausstellung »Weaving Roots« mit Jared Gradinger und Claudia Hill im Bärenzwinger. »Weaving Roots« bringt dabei zwei künstlerische Individuen und Praxen zusammen, die sich mit der Idee des Gartens und seiner sozialen Funktion als Ort von Gemeinschaftsbildung auf unterschiedliche Art und Weise auseinandersetzen.

Weben und Wurzeln, Verflechtung und Verwurzelung werden dabei als konkrete Handlungen erfahrbar.
Jared Gradinger gestaltet den Garten, der auf den Außenterrassen des Bärenzwingers blüht und gedeiht. In Zusammenarbeit mit der Natur als Partner*in schafft der Choreograf Jared Gradinger einen partizipativen Ort für Entwicklung, Teilhabe und Transformation.

Die Künstlerin und Designerin, Claudia Hill bringt einen 125-jährigen Hochwebstuhl für Bildweberei in den Bärenzwinger. Der Webstuhl wirkt als soziale Skulptur, als Spielstätte für Vernetzung und damit also nicht nur als ein Produktionsinstrument von textilem Material, sondern vor allem als ein körperliches Kommunikationsmittel.

Claudia Hill

Claudia Hill ist eine in Berlin lebende interdisziplinäre Künstlerin, die sich mit Performancekunst, Kostüm- und Bühnendesign, textilem Material und somatischen Praktiken beschäftigt. Ihre Arbeiten wurden international im Kontext der darstellenden sowie bildenden Kunst präsentiert, u.a. auf der Paris Internationale, im Mumok in Wien während des ImPulsTanz Festivals und im HAU Hebbel am Ufer, Berlin. Ihre künstlerische Praxis basiert auf ihrer tief verwurzelten Beziehung zu Textilien und von Frauen ausgeführtem Handwerk. Sie erforscht kollektive Wege der Kommunikation durch multisensorische Erfahrungen, wie sie es in ihrem Buch Social Fabric Earth Return beschrieben hat. Das Buch ist im Verlag BOM DIA BOA TARDE BOA NOITE erschienen. Ihr Kurzfilm Kŏn′voi′ lief auf zahlreichen Filmfestivals.

Hill hat einen Hintergrund in zeitgenössischem Tanz und Modedesign. Ihre Kollektionen wurden international, u.a. in Japan und New York, wo sie viele Jahre gelebt hat, präsentiert. Sie entwarf Kostüme für den Choreografen William Forsythe und The Wooster Group und arbeitete häufig mit der Choreografin Meg Stuart zusammen. Sie wurde zu den United Scenic Artists of America zugelassen.
Darüber hinaus konzentriert sich ihre Arbeit zunehmend auf das heilende Potential textiler Objekte und transformierender Rituale.

www.claudiahill.com

Jared Gradinger

Jared Gradinger ist ein interdisziplinärer Künstler, der in den Bereichen Performance, Tanz, Soziale Kunst und Ökologie arbeitet. Seit er 2002 nach Berlin gezogen ist, entwickelt er langfristige Kollaborationen und einzigartige künstlerische Praktiken, die Gemeinschaft und Natur miteinander verbinden. Dabei erforscht er verschiedene Formen der Koexistenz und fragt: „Was können wir gemeinsam tun, was wir alleine nicht tun können?“ Er arbeitet seit langem mit Angela Schubot zusammen, mit der er extrem körperliche Arbeiten schafft, die sich mit der Auflösung des Selbst durch ein bedingungsloses Miteinander befassen, zuletzt in Zusammenarbeit mit der Natur und Pflanzen. In den Uferstudios (Berlin) gestaltete er als gemeinschaftliches Projekt seinen ersten Garten mit dem Namen „Impossible Forest“, einen 240 m2 großen Garten, der dem Nicht-Menschlichen und Unsichtbaren gewidmet ist. Seine jüngste Forschungsarbeit, „Garden of Duets“, war ein einjähriges Projekt, bei dem Musiker*innen und Schriftsteller*innen mit ihren eigenen pflanzlichen Partner*innen im Impossible Forest zusammenarbeiteten, um eine intime Beziehung und mit der Zeit ein künstlerisches Duett zu entwickeln.

Derzeit arbeitet er an einem langfristigen Projekt in und mit dem Dorf Coqui, Kolumbien, und hilft dabei, das „Museum des verlorenen Wissens“ in eine „Schule des verlorenen Wissens“ umzuwandeln, indem er mit dem Dorf Coqui, Organizmo, Angela Schubot und dem Goethe-Institut zärtliche Berührungen, künstlerisches Denken und Pflanzenpartner*innen zusammenbringt. Dies ist Teil eines größeren Projekts mit dem Namen „Herbarium“ mit Angela Schubot, das die Suche nach der Auflösung der Dichotomie von Natur und Mensch fortsetzt, wobei sie mit Pflanzen als Vermittler*innen für Wissenstransfer, co-kreative Strategien und künstlerische Angebote arbeiten. Dieses Projekt wird in Coqui, Kolumbien, Helsinki, Finnland und Berlin, Deutschland stattfinden. Er ist Mitbegründer von Constanza Macras Dorky Park (2002-2009). Er arbeitet regelmäßig mit Meg Stuart, Shelley Etkin, Stefan Rusconi, HAU und den Uferstudios zusammen. Jared hat mit William Forsythe, Jeremy Wade, Aleesa Cohene und anderen zusammengearbeitet. Er unterrichtet weiterhin und bietet Künstler*innen, Gruppen und Student*innen Mentoring an.

www.jaredgradinger.com

Co-Weaving Sessions

25.3. 2022, 16 – 18 Uhr

Gemeinsames Weben mit Claudia Hill

Weitere Sessions am 31.3. / 9.4. / 16.4. / 21.4. / 28.4. / 5.5. 2022, jeweils 17 – 19 Uhr

Bitte bringt den Nachweis eines tagesaktuellen, negativen Corona-Antigentests mit.

Im Zeitraum vom 24. März bis zum 5. Mai werden sieben öffentliche Co-Weaving Sessions (Gemeinsames Weben) mit Claudia Hill im Bärenzwinger angeboten. Während der Co-Weaving Sessions teilt Claudia Hill mit interessierten Besucher*innen auf wöchentlicher Basis ihre Erfahrung mit dem Weben und lädt zum gemeinsamen Weben ein. Das Ausgangsmaterial ist Seidenstoff, der vor Ort pflanzlich gefärbt und durch den Raum gespannt wurde, wie auch andere Materialien aus Hills Textilsammlung.

Claudia Hill begreift den Webstuhl nicht nur als eine Webmaschine, sondern auch als ein somatisches, körperliches, Kommunikationswerkzeug, die beim gemeinsamen Weben geführten Gespräche und vorgelesenen Texte fließen zusammen mit dem Stoff in das Gewebe als immaterielle Komponente mit ein. Der Webstuhl wirkt als soziale Skulptur, als Spielstätte für Vernetzung. Weben und Wurzeln, Verflechtung und Verwurzelung werden als konkrete Handlungen erfahrbar.

Gallery Weekend Special

Samstag

30.4. 2022, 14 – 18 Uhr

Gemeinsames Weben mit Claudia Hill

Gemeinsames Gärtnern und Erinnerungsgärten mit Jared Gradinger

„Ich lade dich ein, deine Augen zu schließen und dich laut an einen Garten aus deiner Kindheit zu erinnern. Es kann jeder Garten sein. Der Garten deiner Nachbarin, der Garten deiner Großeltern, der Garten, an dem du jeden Tag auf dem Weg zur Schule vorbeigegangen bist, der Garten deiner Familie, sogar die eine Topfpflanze im Haus deiner Kindheit kann als Garten betrachtet werden. Nimm dir fünf Minuten Zeit, um diesen Garten mit geschlossenen Augen zu beschreiben, egal wie du dich daran erinnerst. Starte deinen Timer (5 Minuten), drücke auf Aufnahme, nenne deinen Vornamen, schließe deine Augen und erinnere dich laut an einen Garten. Wenn der Timer abgelaufen ist, drücke bitte auf Stopp am Rekorder. In Liebe, Jared“

Am kommenden Wochenende werden wir mit Claudia Hill und unter ihrer Anleitung einen Teppich und eine Hängematte weben, im Bärenzwinger-Garten gärtnern, den Jared Gradinger zusammen mit der Natur angelegt hat, und intime Aufnahmen von Gartenerinnerungen aus der Kindheit sammeln. Ein Aufnahmegerät wird vor Ort zur Verfügung gestellt.

Der Bärenzwinger lädt ein, am Samstag (30.04.) zwischen 14 und 18 Uhr auf einen frühlingshaften Drink vorbeizukommen.

Garden of Duets (a work in process)

Donnerstag

12. Mai von 18 bis 21 Uhr

Musikperformance & Veröffentlichung von Texten

Musik beginnt um 18 und 19 Uhr

Mit Marc Lohr und Weintraube, Anja Müller und Chilenische Araukarie, Tian Rotteveel und Klee, Shelley Etkin, Astrid Kaminski, Sandra Man, Liz Rosenfeld, Angela Schubot, The Impossible Forest und The Bärenzwinger Garden. In Zusammenarbeit mit der Natur.

Garden of Duets ist das aktuelle Ergebnis eines Jahres der Begegnungen zwischen Weintraube und Marc, Tian und Klee, Chilenische Araukarie und Anja, Claire und Wisteria. Über ein Jahr lang haben sich diese pflanzlich-menschlichen Partnerschaften entwickelt und zu einem musikalischen Beitrag vertieft, der jeweils von den beiden Partner*innen mitgestaltet wurde. Die Pflanzenpartner*innen wurden ursprünglich im Unmöglichen Wald, einem Garten der Uferstudios in Berlin-Wedding, gefunden. Sie wurden nun in den neuen Bärenzwinger Garten gepflanzt, als energetisches Verbindungs- und Unterstützungsportal zwischen den beiden physischen Gärten in Berlin und dem performativen Garden of Duets.

Dieses Projekt widmet sich in erster Linie der Begegnung zwischen Pflanze und Mensch und dem gemeinschaftlichen kreativen Prozess, der die Möglichkeit bietet, mit der Natur als Partner*in zu arbeiten und über das gewohnte Denken hinauszugehen, das aus menschlich-zentrierten Entscheidungs- und Denkweisen entsteht.

Die eingeladenen Musiker*innen wurden gebeten, über ein Jahr hinweg eine intime und dann künstlerische Beziehung zu einer bestimmten Pflanze aufzubauen. Die Übung bestand darin, eine innere Stille zu kultivieren, um ihre Aufmerksamkeit nach außen auf ihren Pflanzenpartner*innen zu richten und eine Wechselbeziehung zu pflegen.

Fünf Schriftsteller*innen wurden ebenfalls eingeladen, mit dieser gemeinsamen kreativen Praxis zu arbeiten, indem sie MIT dem Garten schrieben. Diese einzigartigen Texte von Shelley Etkin, Astrid Kaminski, Sandra Man, Liz Rosenfeld und Angela Schubot werden im Druck vorliegen.

Der Bärenzwinger Garten wird der*die Gastgeber*in für die Wiederbelebung dieser Begegnungen und Partnerschaften sein. Die Musik ist ein Geschenk an den Garten und seine Bewohner*innen, und wir laden die menschlichen Besucher*innen ein, Zeug*innen dieser Akte der Hingabe und der Kommunikation zwischen den Arten zu werden.

Der Teppich und die Hängematte, die Claudia Hill zusammen mit den Besucher*innen von Bärenzwinger gewebt hat, werden während der Veranstaltung veröffentlicht.