mit
Anna Banout
Sven Bergelt
Rupert Enticknap
Takashi Kunimoto
Peng Li
Camila Rhodi
und einer partizipativen Installation von R Stein Wexler
Grafik: Viktor Schmidt/Nora Keilig
Ausstellung
25.10.2024 – 2.2.2025
Kuratiert von Vanessa Göppner und Janine Pauleck
»T4b00« ist der vierte Teil des Jahresprogramms KANTEN UND KNOTEN
Veranstaltungen
24.10.2024 ab 18 Uhr
Eröffnung
31.10.2024 19:30 Uhr
Halloween-Special
Ausstellungsrundgang [in deutscher Sprache]
16.11.2024 14-15 Uhr
Performance »Wir sind Fünf«
von Chryssa Tsampazi
25.11.2024 16-19 Uhr
Performance »Do you wanna talk about it?«
mit Camila Rhodi
1.12.2024 14-16 Uhr
Nachbarschaftstreffen
»Kaffee, Kuchen und Tabu«
8.12.2024 16-18 Uhr
Performance »Do you wanna talk about it?«
mit Camila Rhodi
14.12.2024 ab 16.15 Uhr
Experimentelles Open Air Kino
»Crow Cinema«
von Lilli Kuschel
16.1.2025 19 Uhr
Ausstellungsrundgang [in englischer Sprache]
25.1 & 26.1.2025 jeweils 15-16 Uhr
»Taboo.Talks«
mit Celica Fitz und Marita Günther
2.2.2025 ab 16 Uhr
Finissage
Eröffnung
Am Donnerstag, den 24. Oktober 2024, lädt der Bärenzwinger herzlich zur Eröffnung der Ausstellung »T4b00« ein.
Tabus sind unsichtbare Linien, die Individuen und Gemeinschaften rahmen. Sie sind tief in der Geschichte verwurzelt, kulturell geprägt und beeinflussen unsere Wahrnehmung sowie unser Verständnis von Identität.
»T4b00«, die vierte Ausstellung unseres Jahresprogramms KANTEN UND KNOTEN, erforscht die Auswirkungen von Tabus auf Individuen und Gesellschaft. Sechs durch einen Open Call ausgewählte künstlerische Positionen machen Tabus aus unterschiedlichen Perspektiven sichtbar und schaffen einen dialogischen Raum für Reflexion und Perspektivwechsel.
Der Titel »T4b00« spielt mit der Visualisierung und Verfremdung des Begriffs »Tabu«. Durch die bewusste Codierung des Wortes wird die verborgene und gleichzeitig allgegenwärtige Natur von Tabus verdeutlicht – etwas, das unausgesprochen bleibt, aber dennoch im Raum steht.
Mit der Macht der Sprache und insbesondere der transformativen Kraft von Namen als Träger von Identitäten und Erinnerung setzt sich Anna Banout in ihrer skulpturalen Arbeit auseinander. Sven Bergelts Videoarbeit visualisiert, wie tief Tabus in uns wirken und unser Handeln bestimmen. Dabei werden Fragen nach innerer und äußerer Freiheit verhandelt. Peng Li thematisiert in seinen Arbeiten die allgegenwärtige Zensur in China am Beispiel von Winnie Pooh sowie dem Verbot ausgewählter Informationen und Ereignisse während der Corona-Pandemie.
Takashi Kunimoto beschäftigt sich in seiner Videoarbeit mit dem Thema Intersexualität und befragt normative Vorstellungen von Identität und Geschlecht. Rupert Enticknap beleuchtet in einer Soundinstallation tabuisierte Aspekte von männlich gelesenen Identitäten, wie dem Ausdruck von Trauer. Camila Rhodi setzt sich in ihrer Videoinstallation mit Trauma und sexueller Gewalt auseinander. Mit einem Fokus auf weibliche Perspektiven fordert Rhodi das Publikum auf, über die Unsichtbarkeit und Tabuisierung von (sexueller) Gewalt in unserer patriarchalen Gesellschaft nachzudenken.
R Stein Wexlers partizipative Installation lädt die Öffentlichkeit ein, anonym Antworten auf die Frage »What would you think, say, or do if it weren’t taboo?« einzureichen. Einsendungen hier.
Begleitet wird die Ausstellung von einem Rahmenprogramm mit Ausstellungsrundgängen, Performances, Experimentellem Open Air Kino, Tabu-Talks sowie verschiedenen Vermittlungsangeboten.
Mit künstlerischen Beiträgen von Anna Banout, Sven Bergelt, Rupert Enticknap, Takashi Kunimoto, Peng Li und Camila Rhodi
Sowie einer partizipativen Installation von R Stein Wexler.
Performance: »CURE VIII« und DJ-Set von FunkyKid
Jena Jangs Performance »CURE VIII« ist Teil einer fortlaufenden Reihe, die seit 2020 im Rahmen ihres Promotionsprogramms im Bereich zeitbasierte Medien (Visuelle Kommunikation) entwickelt wird. Inspiriert von der japanischen Butoh-Tanztechnik und dem Konzept des „Körpers ohne Organe“, erforscht Jang die Verkörperung von Entitäten jenseits des menschlichen Egos. Themen wie Aberglaube, Schamanismus, alte Zeremonien, spirituelle Praktiken und Heilrituale fließen in ihre Arbeit ein, um die kulturelle, anthropologische und historische Bedeutung dieser oft übersehenen Praktiken in zeitgenössische Kunst und Musik zu übertragen. Jangs Performances erinnern an jene verborgenen Aspekte der Existenz, die sich der wissenschaftlichen Erklärbarkeit entziehen.
In »CURE VIII« zielt Jang darauf ab, eine Verbindung zur ursprünglichen Energie der Natur wiederherzustellen. Magischer Gesang und Tanz schaffen einen rituellen Raum, der die kulturellen Wurzeln und die Einheit zwischen Mensch und Natur aufgreift. Das Publikum ist eingeladen, im Kreis um Jang zu sitzen oder zu stehen, in einer Anordnung, die an alte Versammlungen erinnert. Dabei steht es allen frei, sich dem Tanz anzuschließen.
Bio:
Jena Jang, geboren in Südkorea, lebt und arbeitet als Vokalistin, experimentelle Musikerin und Performancekünstlerin in Prag, Tschechien. Jang kombiniert kraftvolle Elektronik, erweiterte Vokaltechniken und handgebaute modulare Synthesizer zu rohen, energetischen Performances. Beeinflusst von buddhistischen Gesängen, yogischen Atemübungen und koreanischen Musiktraditionen wie Pansori und Samulnori, verbindet Jang physische Ausdrucksformen wie Headbanging und Kriechen, um Traumata und negative Erinnerungen in kathartische Erlebnisse zu verwandeln. Tanz, Yoga und Atemtechniken spielen in Jangs interdisziplinärer Praxis eine zentrale Rolle.
FunkyKid ist eine tunesische DJane und Produzentin, die in Berlin lebt. Ihre Musik ist ein Ausdruck ihrer verspielten, humorvollen Persönlichkeit und umfasst energiegeladenen Techno und Trance mit schnellen, treibenden 150 BPM.
Halloween-Special
Ausstellungsrundgang [in deutscher Sprache]
Donnerstag, den 31. Oktober 2024, um 19:30 Uhr
Eintritt frei
Keine Anmeldung erforderlich.
Sprache: Deutsch
Tauchen Sie dieses Halloween mit uns ein in die Tiefen der Tabus! Begleiten Sie die Kuratorinnen Vanessa Göppner und Janine Pauleck auf einer Führung durch »T4b00« im Bärenzwinger.
Tabus sind die unsichtbaren Linien, die Individuen und Gemeinschaften formen und tief in unsere Geschichte und Kultur eingewoben sind.
Sie beeinflussen, wie wir Identität wahrnehmen und verstehen. Begeben Sie sich mit uns auf eine Reise ins Herz dessen, was wir oft verbergen, während der Ausstellungsrundgang die Auswirkungen von Tabus auf Individuen und Gesellschaften entschlüsselt. Sechs künstlerische Positionen beleuchten diese verborgenen Linien.
Performance »Wir Sind Fünf«
Samstag, den 16.11.2024, 14 Uhr
von Chryssa Tsampazi
Eintritt frei
Performer*innen: Konstantin Bez, Paolo Gallio, Francesca Locanto, Sylvia Schwarz, Loukas Sdrolias und Maya Vasila
Die Performance »Wir Sind Fünf« basiert auf dem Text »Gemeinschaft« vom Schriftsteller Franz Kafka:
»Wir sind fünf Freunde, wir sind einmal hintereinander aus einem Haus gekommen […] Seitdem leben wir zusammen, es wäre ein friedliches Leben, wenn sich nicht immerfort ein sechster einmischen würde […]. Er tut uns nichts […]. Wir kennen ihn nicht und wollen ihn nicht bei uns aufnehmen. Wir fünf haben zwar früher einander auch nicht gekannt, und wenn man will, kennen wir einander auch jetzt nicht, aber was bei uns fünf möglich ist und geduldet wird, ist bei jenem sechsten nicht möglich […]. Außerdem sind wir fünf und wir wollen nicht sechs sein. […] aber mögen wir ihn noch so sehr wegstoßen, er kommt wieder.«
(Franz Kafka – Gemeinschaft)
Die Gemeinschaft der fünf Freund*innen hat ein besonderes Verhältnis zu der sechsten Person. Sie entsteht erst durch die Abwehr ebendieser sechsten Person und schöpft daraus ihre Kraft. Wer sind die Fünf ohne die Sechste? Ist sie kein*e Freund*in? Ist sie ein Phantom? Die Arbeit beschäftigt sich mit der Wahrnehmung der Realität zwischen den »Fünf« und dem*der »Sechsten«.
Während der Performance sprechen die sechs Teilnehmenden Teile von Kafkas Text, wobei die Position und Bewegung der Körper als lebende Skulpturen weitere Ebenen hinzufügen. Die Personen bewegen sich dabei, bleiben stehen, sprechen einen Satz, schweigen teilweise und wechseln ihre Position. Sie wiederholen sich – mal nachdenklich, mal wütend. So wird die Gruppe langsam zu einem zeitversetzten Chor, der von fünf spricht, obwohl sechs anwesend sind.
Bio:
Chryssa Tsampazi (geb. 1975 in Deutschland, aufgewachsen in Nordgriechenland) studierte Schauspiel und Theater in Athen und schloss mit einem MFA am Art Institute of Chicago (SAIC) ab. Ihre künstlerische Arbeit untersucht die Performance von Sprache und die kollektive kreative Erfahrung. Die Körper der Künstlerin und der Teilnehmenden fungieren dabei sowohl als Subjekte als auch als Vermittlungsmechanismen der Werke.
Tsampazis Arbeiten und Performances wurden international gezeigt, u.a. in der Galerie im Turm; Sullivan Galleries, Chicago; IV. Moscow Biennial, Moskau; 4th Thessaloniki Biennale of Contemporary Art; Numismatic Museum, Athen; Kunstverein Tiergarten, Berlin; Alpha Nova/Galerie Futura, Berlin. 2022 erhielt sie das Recherchestipendium und die Projektförderung Bildende Kunst des Berliner Senats. Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Performance »Do U Wanna Talk About It?«
Montag, den 25. November 2024, 16-19 Uhr und
Dienstag, den 8. November 2024, 16-18 Uhr
mit Camila Rhodi
Eintritt frei
Sprachen: Deutsch, Englisch, Portugiesisch
Hinweis: Die Performance findet immer nur zwischen der Künstlerin und einer weiteren Person statt. Daher kann es zu Wartezeiten kommen. Es wird von 16 bis 19 Uhr mehrere Durchgänge der Performance geben.
Inhaltswarnung: Die Performance enthält Inhalte zu sexueller Gewalt. Diese können verstörend wirken und starke emotionale Reaktionen hervorrufen.
In dieser intimen Performance begegnet das Publikum der Künstlerin in einem abgeschiedenen Raum, in dem eine ganz persönliche Konfrontation stattfindet. Ein*e Zuschauer*in nimmt alleine gegenüber der Künstlerin Platz und tritt in einen direkten Dialog, in dem die Künstlerin ihre eigene Geschichte offenbart.
Die Performance gewährt einen Einblick in die autobiografischen Erfahrungen der Künstlerin, die offen und mutig über den sexuellem Missbrauch in ihrer Kindheit spricht. Die Begegnung ist sehr intim, nur für eine*n Zuschauer*in vorgesehen und dauert kurze, aber intensive vier Minuten.
»Do U Wanna Talk About It?« hinterfragt die Grenzen zwischen Performerin und Publikum und schafft einen Moment tiefer Verbundenheit und Reflexion über die Auswirkungen von Traumata.
Bio:
Camila Rhodi (geb. 1978, Rio de Janeiro, Brasilien) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, deren Werk Theater, Video, Performance, Audio, Zeichnung und Installation umfasst. Sie studierte Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, realistische Zeichnung und Malerei an der Akademie der Schönen Künste Barcelona, Performance & Choreografie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Ästhetik an der UNIRIO in Rio de Janeiro sowie Schauspiel an der Escola Estadual de Teatro Martins Penna. In ihrer künstlerischen Praxis untersucht sie sexuelle Themen, die Komplexität von Identität sowie universelle Ideen wie Liebe, Begehren, Gewalt, Verlust und Trauer. Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, unter anderem auf der WRO Art and Media Biennale (Polen), der Manifesta (Russland), den Sophiensaelen und Hebbel am Ufer (Berlin), der Bienalsur und der FIDBA (Buenos Aires), der viennacontemporary und der OI Futuro (Rio de Janeiro). Sie lebt und arbeitet in Berlin.
Internationaler Tag gegen Gewalt an Frauen
Die Performance »Do U Wanna Talk About It?« findet am 25. November, dem Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen, statt. Der Bärenzwinger Berlin, normalerweise montags geschlossen, öffnet an diesem Tag bewusst seine Türen, um diesem wichtigen Thema Raum zu geben. Die Performance macht auf das Thema sexueller Missbrauch aufmerksam und gibt Betroffenen eine Stimme. Indem die Künstlerin ihre eigenen Erfahrungen teilt, wird die oft unsichtbare Realität sexueller Gewalt sichtbar gemacht und das Publikum zum Nachdenken über patriarchale gesellschaftliche Strukturen und die Dringlichkeit des Schutzes von Frauen und Mädchen vor Gewalt angeregt.
Internationaler Tag der Menschenrechte
Am 10. Dezember ist Internationaler Tag der Menschenrechte. In diesem Zusammenhang thematisiert Do U Wanna Talk About It? am Sonntag, den 8. Dezember die fundamentale Bedeutung von Schutz und Würde für alle Menschen. Die Performance erinnert daran, dass der Schutz vor Gewalt ein unveräußerliches Menschenrecht ist, und beleuchtet, wie essenziell es ist, dass traumatische Erlebnisse nicht verschwiegen, sondern aufgearbeitet und anerkannt werden. Sie fordert das Publikum auf, über die kollektive Verantwortung für die Wahrung der Menschenrechte nachzudenken und sich solidarisch für Betroffene einzusetzen.
Nachbarschaftstreffen: »Kaffee, Kuchen und Tabu«
Sonntag, 1. Dezember 2024, 14-16 Uhr
Eintritt frei
Der Bärenzwinger lädt alle Nachbar*innen und Interessierten zu einem Sonntagnachmittag mit Kaffee, Kuchen und gemeinsamen Tabu spielen. Unter dem Motto “Kaffee, Kuchen und …” öffnet der Bärenzwinger an einem Tag pro Ausstellung seine Türen für ein gemütliches Zusammenkommen der Nachbarschaft. Während wir Kaffee und selbstgebackenen Kuchen genießen, haben wir auch die Gelegenheit, uns zwanglos über Kunst und Kultur auszutauschen. Wir sind gespannt auf eure Perspektiven.
Dieses Nachbarschaftstreffen findet im Rahmen der aktuellen Ausstellung “T4b00” statt. Es handelt sich um die vierte Ausstellung im Jahresprogramm 2024 Kanten und Knoten. Sechs künstlerische Positionen machen Tabus aus unterschiedlichen Perspektiven sichtbar und schaffen einen dialogischen Raum für Reflexion und Perspektivwechsel.
Wir laden euch ein, am Nachbarschaftssonntag zusammenzukommen, um an einer abgewandelten Version des Gesellschaftsspiels “Tabu” teilzunehmen. Schickt uns dazu gerne im Vorfeld Tabu-Begriffe, die wir in unser Spiel einfließen lassen! Gemeinsam erkunden wir auf spielerische Weise, was es bedeutet, sich sprachlichen und gesellschaftlichen Grenzen zu stellen.
Die Tabu-Begriffe können entweder per E-Mail an visit@baerenzwinger.berlin geschickt werden oder als DM über Instagram.
Herzlich
euer Team vom Bärenzwinger
Experimentelles Open-Air Kino: »Crow Cinema«
Samstag, 14.12.2024
16.15 Uhr
Eintritt frei
Ort: Märkisches Ufer
Bei leichtem Regen und Schnee wird es Pavilions geben, bei Unwetter wird der Film überdacht in der Galerie Bärenzwinger Berlin gezeigt.
Barrierefreiheit: Der dialog- und musikfreie Film funktioniert auch als Stummfilm und ist als „Relaxed Performance“ konzipiert
Das experimentelle Open-Air Kino »Crow Cinema« lädt Menschen und Vögel ein, neue Perspektiven auf nichtmenschliches Leben in der Stadt zu entdecken. Vor dem Hintergrund der Verstädterung und der Auswirkungen auf die Biodiversität wird der Fokus auf Krähen gelegt, die sich den urbanen Bedingungen erfolgreich anpassen. Tausende dieser Vögel versammeln sich jeden Winter am Alexanderplatz und fliegen bei Einbruch der Dunkelheit zu ihren Schlafplätzen an der Spree – ein saisonales Schauspiel, das die besondere Dynamik der urbanen Natur sichtbar macht.
In diesem Kontext präsentiert der Bärenzwinger den experimentellen Film »Neighbors: non-human city life« von Lilli Kuschel. In diesem über fünf Jahre dokumentierten Film geht Kuschel der Frage nach, wie Krähen und Menschen in Berlin miteinander interagieren und welchen Platz sie in der Stadt einnehmen. Das Screening findet am Märkischen Ufer statt, wo der Rhythmus der Krähen den Raum zwischen Ufer und Bärenzwinger saisonal in ein von Menschen und Vögeln geteiltes Gebiet verwandelt. Diese besondere Form der Cohabitation regt dazu an, die Frage zu stellen: Wer ist Teil der Stadt, wem gehört sie, und wie wird sie von unterschiedlichen Akteur*innen gestaltet?
Der Film stellt gängige Stereotype von Natur in Frage und unterläuft den traditionellen Gegensatz zwischen Natur und Kultur. Die Stadt wird dabei als heterotopes Biotop verstanden, in dem sich das Zusammenleben von Menschen und Tieren in neuen Formen manifestiert.
Im Anschluss an die Vorführung wird es ein Gespräch mit Lilli Kuschel und dem Biologen und Philosophen Cord Riechelmann geben, das urbane Ökologien und spekulative Visionen für ein solidarisches Miteinander von Menschen und Tieren in der Stadt thematisiert. Der Bärenzwinger – ein ehemaliges Bärengehege – und das angrenzende Märkische Ufer bilden dabei den idealen Ort für eine Reflexion über Cohabitation und das Verhältnis von Natur und Stadt.
Wir laden herzlich dazu ein, diese interdisziplinäre Perspektive auf städtisches Leben zu erleben und über die Rolle von Tieren als aktive Akteur*innen nachzudenken.
Bio:
Lilli Kuschel ist Künstlerin und Filmemacherin, sowie Dozentin und Researcher an der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitet mit dokumentarischen Formen in zeitbasierten Medien, filmisch sowie installativ und forscht künstlerisch zu den Themen urbane Ökologien, Architektur, Cohabitation und Stadtnatur. Ihre experimentelle Filmreihe Neighbors: non-human city life untersucht das Leben und die Kultur von Krähen in Städten auf der ganzen Welt.
Bio:
Cord Riechelmann ist Biologe, Philosoph, Autor und Dozent an der Universität der Künste Berlin, wo er im Studium Generale lehrt. Seine Forschungs- und Lehrtätigkeit umfasst unter anderem das soziale Verhalten von Primaten und die Geschichte der biologischen Forschung. Er schreibt regelmäßig für verschiedene Zeitungen und Zeitschriften, darunter die Frankfurter Allgemeine Zeitung, taz und Süddeutsche Zeitung. Als Buchautor hat er unter anderem das Werk Krähen (2013) veröffentlicht, das Teil der Reihe „Naturkunden“ ist, sowie den Roman Wilde Tiere in der Großstadt (2013). Seine Arbeiten befassen sich mit dem Zusammenleben von Mensch und Tier in urbanen Umwelten und philosophischen Fragen der Naturwahrnehmung.
»T4b00«: Ausstellungsrundgang [in englischer Sprache]
Donnerstag, 16.1.2025
19 Uhr
Eintritt frei
Sprache: Englisch
Am 16. Januar laden wir Sie zu einem exklusiven Rundgang durch die Ausstellung »T4b00« im Bärenzwinger ein. Gemeinsam mit den Kuratorinnen Vanessa Göppner und Janine Pauleck erfahren Sie mehr über die vielschichtigen Themen der Ausstellung, die sich mit der Ambivalenz von Tabus und deren Einfluss auf individuelle und kollektive Identitäten beschäftigt. Die Ausstellung beleuchtet gesellschaftliche, kulturelle und persönliche Tabus und untersucht, wie diese in den sechs künstlerischen Positionen reflektiert und hinterfragt werden.
Der Rundgang bietet eine wertvolle Gelegenheit, tiefere Einblicke in die Werke zu gewinnen und die künstlerischen Ansätze im Kontext von Tabubrüchen sowie gesellschaftlichen Normen zu entdecken.
Mit Werken von Anna Banout, Sven Bergelt, Rupert Enticknap, Takashi Kunimoto, Peng Li, Camila Rhodi
und einer partizipativen Installation von R Stein Wexler
Workshop: »Taboo.Talks«
25.1 & 26.1.2025
jeweils 15-16 Uhr
mit Celica Fitz und Marita Günther
Eintritt frei
Sprache: Deutsch
Was ist ein Tabu? Wer legt fest, über was nicht gesprochen und was nicht getan werden darf? In den TABOO.TALKS fragen wir danach, wann ein Tabu etwas vertuscht, etwas eingegrenzt, oder wann es zu schützen versucht. Dabei lüften wir den Deckmantel des gesellschaftlich Zurückgewiesenen und schauen, welche unaussprechlichen oder unausgesprochenen Praktiken und welches geheime Wissen darunter verborgen werden.
Ein Tabu definiert nicht nur das Ausgeschlossene. Als Markierung einer Grenze und im immerwährenden Umgehen dieser Grenze – schreibt sich das Tabu auch in alltägliche Handlungspraktiken, das soziale Miteinander und Körper ein. Das Tabuisierte selbst ist meist nicht sichtbar, und es prägt doch sein normiertes Gegenbild. Wie schauen wir heute auf das Tabu und kann uns eine reflektierte Sicht auf dessen Struktur in der Theorie helfen, auch im Alltag Tabus zu erkennen?
Entlang der Frage nach dem Tabu adressiert das Format der TABOO.TALKS schwerpunktmäßig Praktiken der In- und Exklusion von Wissen sowie Normen und Geschlechterbilder in den beiden Veranstaltungen TABU + KÖRPER und TABU + WISSEN. Es werden gesellschaftliche Anerkennungs- und Ausgrenzungsprozesse thematisiert die sich in den Alltag einschreiben. Dabei zielt das Format darauf ab, aktuelle wissenschaftliche Theorien und Thesen zu vermitteln und mit den Gäst:innen zu diskutieren. Jeder TABOO.TALK verbindet einen inhalt-lichen Impuls mit einer dialogischen Führung zu ausgewählten künstlerischen Arbeiten.
Das Format richtet sich schwerpunktmäßig an Jugendliche ab 16 Jahren und Erwachsene. Denn es adressiert – entlang der Ausstellungsthemen und künstlerischen Arbeiten – auch Sexualität sowie körperliche und psychische Gewalt.
TABOO.TALKS I: TABU + KÖRPER
Impuls und Dialog in der Ausstellung mit Marita Günther und Celica Fitz
Wie schreiben sich Tabus in unsere Körper ein? Wir erkunden anhand von ausgewählten Arbeiten der Ausstellung, wie sich Tabus verorten und verkörpern und dabei Bilder von Geschlecht, Gesellschaft und Zugänglichkeit prägen.
TABOO.TALKS II: TABU + WISSEN
Impuls und Dialog in der Ausstellung mit Marita Günther und Celica Fitz
Was dürfen wir wissen, was bleibt vor uns verborgen? Welche Geschichten erinnern wir nicht und welche Rolle spielt das Nicht-Wissen in Prozessen der Tabuisierung? Wir erkunden Erzählungen des Geheimen, Verschwiegenen und Unaussprechlichen in ausgewählten Arbeiten der Ausstellung.
Marita Günther
Für die TABOO-TALKS gibt Marita Einblicke in ihre Forschung, wie sich Tabus in gesellschaftlichen Genderbildern und Körperpraktiken einschreiben und zeigt Dynamiken zwischen Widerständigkeit und Normierung. Marita ist Gendertheoretikerin und Kultur- und Religionswissenschaftlerin. Sie ist Doktorandin und unterrichtet als Dozentin an der Universität Marburg, Hochschule Merseburg und der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Kultur- und Religionswissenschaft sowie Sozialwissenschaft. Als freie Forscherin und Rednerin vermittelt sie aktuelle Theorien über Genderkonstruktionen anhand praktischer Beispiele in Gegenwartskulturen und Kunst.
Celica Fitz
In den TABOO.TALKS bringt Celica die Impulse um Anerkennungs- und Ausgrenzungsdynamiken dialogisch mit den Gäst:innen in die Ausstellung. Sie vermittelt kulturwissenschaftliche Perspektiven auf Gegenwartskunst und konzipiert das Format. Celica ist Doktorandin der Museologie und Kunstgeschichte (Université de Neuchâtel) und Religionswissenschaft (Universität Marburg). Als freie Kuratorin und Forscherin entwickelt sie Formate kulturwissenschaftlich informierten Kuratierens von Gegenwartskunst für Kultur- und Kunstinstitutionen und Universitäten. Derzeit arbeitet sie an Sonderausstellungen und Outreach für das Museum Angewandte Kunst in Frankfurt a. M., Ikonenmuseum Frankfurt und als Forscherin zu Künstlerinnen der Moderne an der Universität Marburg.
Anna Banout
Anna Banout (geb. 1992) ist eine syrisch-polnische experimentelle Designerin und Künstlerin. Sie studierte Produktdesign, kreative Codierung und Korbflechterei an der Akademie der Schönen Künste Warschau. In ihren forschungsbasierten Arbeiten webt sie ein dichtes Geflecht aus Designprozessen und kulturellen Erzählungen. Ihr Ansatz reflektiert die komplexen Beziehungen zwischen Menschen und Objekten.
Sie gewann 2017 den ersten Preis bei der International Diploma Selection während der Designblok in Prag. Ihre Werke wurden im Centre Pompidou (Paris), im Radialsystem V (Berlin) und der Station Gallery (Beirut) gezeigt. 2020 präsentierte sie ihre Einzelausstellung „Fossils of the Future“ im Museum für Kunst und Gewerbe (Hamburg).
Sie war auch auf mehreren Designfestivals vertreten, wie den Gdynia Design Days, dem Łódź Design Festival, der Ambiente Frankfurt und der Maison&Objet Paris teil. Sie erhielt mehrere Stipendien, darunter das Adam-Mickiewicz-Institut und Feldfünf Berlin. Sie lebt und arbeitet in Pszów, Polen.
Sven Bergelt
Sven Bergelt (geb. in Leipzig, Deutschland) studierte an der Muthesius Kunsthochschule Kiel und der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig. In seiner künstlerischen Praxis bewegt er sich in den Bereichen Installation, Konzeptkunst und künstlerischer Forschung.
Seine recherchebasierten, ortsspezifischen Projekte setzen sich mit Räumen, Architektur und den darin verankerten sozialen und historischen Strukturen auseinander. Besonders interessieren ihn dabei Fragen nach einer zeitgemäßen Erinnerungskultur, die Transformation von Kommunikation durch digitale Technologien sowie politische und soziale Krisen.
Bergelts Werke wurden international ausgestellt, unter anderem in der HALLE 14 (Leipzig), im Kunstverein Ebersberg und am Nationaltheater Mannheim. Er ist Mitbegründer des Künstlerkollektivs Situation Room und lehrt seit 2013 am Institut für Theorie der HGB Leipzig. Er lebt und arbeitet in Leipzig.
Rupert Enticknap
Rupert Enticknap (geb. in UK) studierte am King’s College London, der Royal College of Music London und der UAL Central Saint Martins. In einer transdisziplinären Praxis, die sich zwischen Musik, Choreografie, Klangkunst und Installationen bewegt, beschäftigt sich Enticknap mit der performativen Erforschung des Körpers.
Mit einem Fokus auf die Stimme als Ausdrucksmittel erforscht Rupert Körper und Stimme als Orte sozialer und politischer Auseinandersetzung. Derzeit widmet Enticknap sich mit großem Interesse den Begriffen Versagen, Männlichkeit, dem Körper als Archiv und englischem Volkstanz.
Enticknap hat international performt, darunter in der Royal Opera House Covent Garden, der Bayerischen Staatsoper, der Berliner Staatsoper, und dem Theater an der Wien. Als Performer*in und Tänzer*in trat Enticknap u.a. in der Volksbühne Berlin, Sophiensaele Berlin und Nowy Teatr Warschau auf. Enticknaps jüngste Arbeiten wurden durch Fonds Daku, das Goethe-Institut und INM e.V. gefördert. Enticknap lebt und arbeitet in Berlin.
Takashi Kunimoto
Takashi Kunimoto (geb. in Japan) wuchs in Japan auf und studierte Sozialwissenschaften an der Hitotsubashi-Universität in Tokio. Nach dem Unfall im Kernkraftwerk Fukushima zog Kunimoto 2012 nach Deutschland und begann sein Studium der Freien Kunst an der Hochschule der Bildenden Künste Braunschweig.
Kunimotos künstlerische Praxis umfasst Installationen und Filme, die in Deutschland und Japan gezeigt wurden, unter anderem bei den Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen, dem European Media Art Festival und dem Image Forum Festival.
Sein Film „Robert“ wurde beim dokKA-Festival 11 (2024) mit dem Förderpreis der Stadt Karlsruhe ausgezeichnet. Kunimoto lebt und arbeitet in Braunschweig.
Peng Li
Peng Li (geb. 1986, Hunan, China) studierte Bildende Kunst, Malerei und Grafik an der South China University of Technology und an der Akademie der Bildenden Künste München. Er arbeitet mit ständig erweiterten Medien.
Im Laufe der Jahre prägt sein tiefes Interesse an Materialien, dem Entstehungsprozess von Werken und der Gesellschaft jeden Aspekt seiner künstlerischen Praxis. Seine Arbeiten vereinen persönliche Erinnerungen sowie kollektive Erinnerungen und Traumata aus der Vergangenheit und der Gegenwart.
Seine Arbeiten werden international ausgestellt, wie etwa im Lenbach Palais (München), Canal Street Research Assocition New York City (NY, USA) und Haus am Lützowplatz (Berlin). Er lebt und arbeitet in München.
Camila Rhodi
Camila Rhodi (geb. 1978, Rio de Janeiro, Brasilien) ist eine interdisziplinäre Künstlerin, deren Werk Theater, Video, Performance, Audio, Zeichnung und Installation umfasst. Sie studierte Bildende Kunst an der Akademie der bildenden Künste Wien, realistische Zeichnung und Malerei an der Akademie der Schönen Künste Barcelona,
Performance & Choreografie an der Justus-Liebig-Universität Gießen, Ästhetik an der UNIRIO in Rio de Janeiro sowie Schauspiel an der Escola Estadual de Teatro Martins Penna. In ihrer künstlerischen Praxis untersucht sie sexuelle Themen, die Komplexität von Identität sowie universelle Ideen wie Liebe, Begehren, Gewalt, Verlust und Trauer.
Ihre Arbeiten wurden international gezeigt, unter anderem auf der WRO Art and Media Biennale (Polen), der Manifesta (Russland), den Sophiensaelen und Hebbel am Ufer (Berlin), der Bienalsur und der FIDBA (Buenos Aires), der viennacontemporary und der OI Futuro (Rio de Janeiro). Sie lebt und arbeitet in Berlin.