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Open sesame: A photophobic Experiment

                        

                        

                        

                        

                        

Mache eine 3D-Tour durch die Ausstellung

Furmaan Ahmed
Anna Banout
Tewa Barnosa
Danielle Brathwaite-Shirley
Sanni Est
Gabriel Massan

Kuration: Erkan Affan (Hauptkurator*in), Sanni Est und Tewa Barnosa (Artists-In-Residence)

Koordination: Maja Smoszna

Produktionsleitung: Ulrike Riebel

Flyer gestaltet von Tewa Barnosa und Viktor Schmidt

Hier zum Download

(1) OPEN SESAME / „SESAM ÖFFNE DICH“

Was sah Ali Baba, als er die Türen der Höhle mit den magischen Worten „Sesam öffne dich“ aufmachte? Was war von den Räuber gestohlen und in der Dunkelheit versteckt worden?
Im Verlauf der Geschichte Ali Baba und die vierzig Räuber werden wir mit der Realität davon konfrontiert, wie weit Menschen bereit sind zu gehen, um die Schätze von anderen als ihre eigenen Schätze zu beanspruchen. Uns, dem kuratorischen Team und eingeladenen Künstler*innen dieser Ausstellungssaison im Bärenzwinger, ist solches Verhalten nicht unbekannt.

Unsere Erfahrungen als Schwarze, Indigene und Personen der Racialised Majority – und daran anschließende intersektionale Erfahrungen von queer und trans-Sein, durch die wir uns bewegen – bedeuten, dass wir wieder und wieder erleben, wie die Schätze unserer Vorzeiten, unserer jüngsten Vergangenheiten, unserer gegenwärtig verkörperten Identitäten und sogar unserer entworfenen Zukünfte gegen unseren Willen ausgelöscht, eingeschlossen und zur Schau gestellt werden. Ähnlich wie in der Erzählung von Ali Baba dringen die Räuberinnen unserer Geschichten unter Anwendung von Zwang in unsere Räume ein und vereinnahmen sie für sich – sie beanspruchen und kontrollieren den Zugang zu unseren Schätzen, wie sie es wünschen.

Solch komplexe Erfahrungen von Macht machen es zu einer probeweisen, experimentellen Erfahrung, so einen Raum hegemonialer Zurschaustellung wie den Bärenzwinger – wenn auch nur vorübergehend – zu „übernehmen“ und mit unserem Programm zu (re)kontextualisieren. Diese Unternehmung fordert uns auf, durch unsere eigene Praxis bestimmte Fragen zu stellen. Etwa, ob es überhaupt möglich ist, subversiv mit dem Vermächtnis eines Raumes umzugehen, dessen so spezifische Funktion in seinen Kern, seine physische Struktur eingelassen ist. „Sesam öffne dich“ ist eine Einladung zur Teilnahme an diesem Prozess, der durch unsere Besetzung des ehemaligen Bärengeheges und Zoos diesen Ort anspricht und hinterfragt. Es ist eine Untersuchung, eine Dekonstruktion, eine Rekonstruktion… Es ist eine Öffnung. Es ist eine Auswertung der gegebenen Bedeutungen eines Raumes, und die Frage danach, ob eine neue Bedeutung überhaupt möglich ist.

Also, sprecht uns nach, wenn ihr eintretet:
Open sesame
Sesam öffne dich
Abre-te Sésamo
Açıl susam
افتح يا سمسم
ⴰⵔ ⴰⵙⵉⵎⵙⵎ

Was sind diese neuen Bedeutungen, die wir einsetzen möchten?
Willkommen zu unserem photophobischen Experiment. Wenn Photo „Licht“ bedeutet und Phobie „Angst“, dann ist Photophobie das Licht, das sie fürchten. (Photophobia / „Photophobie“ ist ein künstlerisches Konzept, das zuvor von Sanni Est beschrieben wurde.)

Unsere Welt wird durch die Diskurse der Aufklärung verstanden, vermessen und beeinflusst. Kunst, Wissenschaft und Philosophie – die erkenntnisfördernden Hilfsmittel der Menschheit, die benutzt werden, um die Welt zu verstehen – sind in unserer Umgebung auf pathologische Weise genutzt worden, um die Erfahrungen des weißen, cis-geschlechtlichen, heterosexuellen Mannes in den Mittelpunkt zu stellen. Vom Unterricht in den Schulen bis zu den Gemälden, die in den Museen ausgestellt werden, ist die vorherrschende Sichtweise eine, die von den Punkten des „Wissens“ bestimmt wird, wie es uns durch das Zeitalter der Aufklärung vermittelt wurde.

Aber was kam vor der Aufklärung? Welche Abweichungen vom „Wissen“ hat es gegeben? Haben wir – die Anderen – nicht alternative Wissensformen geschaffen oder Lichtstrahlen genährt, die durch die Risse der menschlichen Erfahrung hindurchgeschienen haben, um eine Vielzahl von Wegen zu erhellen, die vor uns liegen können? Wir sind ausgelöscht worden – in unserer Vergangenheit und in unserer Gegenwart, aber wir weigern uns, dies für unsere Zukunft zu akzeptieren. Dieses photophobische Experiment ist eine Gelegenheit, unsere Bedeutungen, unsere Erfahrungen, unsere gelebten Seinsweisen als Epizentrum zu bestimmen, um das sich eine Handlung vollzieht. Wir sind die Protagonist*innen, die in diesen Raum und seine feindselige Architektur eindringen, um einen Blick in eine Welt zu werfen, die uns als eigenwillige Subjekte in den Mittelpunkt stellt.
Bis jetzt drängt uns die Aufklärung immer noch ins Dunkel, aber wir haben in den Schatten unsere eigenen Formen des Lichts gefunden.

Programm zum Download (Internal Design)
Programm zum Download (External Design)

Die Eröffnung der Ausstellung vor Ort sollte am 5. November 2020 stattfinden. Aufgrund des Lockdown in Berlin und der Schließung von Ausstellungsräumen eröffnet die Ausstellung im März 2021 virtuell.

Furmaan Ahmed

Furmaan Ahmed (1995) ist eine multidisziplinärer Künstlern aus Glasgow, derdie installative Arbeiten schafft, die als Wissensorte für queere und trans Körper of Color fungieren. Furmaan Ahmed ist Absolventin der Central Saint Martins. Ersie hat bereits mit Galerien und Gemeinschaftsinitiativen wie Gossamer Fog, Jupiter Artland, Edinburgh Arts Festival, Tate Modern und dem Southbank Centre zusammengearbeitet. Furmaan hat auch eine gemeinschaftliche Praxis als image maker, Bühnenbildner und Art Director, wo ersie mit Künstlerinnen wie Willow Smith, Kate Moss, SOPHIE, Sasha Velour, Nile Rodgers und David Lachapelle fotografiert und zusammengearbeitet hat.

In der vielfältigen Kunstpraxis erforscht Ahmed seineihre doppelte Identität als transgender und Muslimin und wie sich die hybriden Körper in der institutionellen Welt manifestieren. Mit einer Leidenschaft für den britischen gotischen Architekturstil und islamische Ornamentik hinterfragt Ahmed historische Gestaltungscodes, um durch die Schaffung von gemeinschaftlichen Schreinen, Kolonialdenkmälern, Gärten und Wasserspielen Fantasiewelten neu zu imaginieren und in eine Zukunft zu blicken, die für Menschen aus der Black, Brown und Queer Community inklusiver ist.

Mit einem tiefen Interesse an der Mystik der Ökologie und der Botanik erforscht Ahmed das Phantastische und die Kategorien der Vernunft gegen die Ordnung. Furmaan schafft diese digitalen und lebendigen Welten als Schauplätze für gemeinschaftliches Engagement, Hybridität aus Queer- und Brown-Sein und gemeinschaftliche Heilung.

Website https://furmaanahmed.com/

Erkan Affan im Gespräch mit Furmaan Ahmed (Interview)

Anna Banout

Anna Banout ist spekulative Designerin und Künstlerin. Sie absolvierte einen Master an der Akademie für Bildende Künste in Warschau, 2017, und lebt und arbeitet derzeit in Berlin. Von ihrem professionellen Hintergrund Produktdesign ausgehend, zielt ihrer Praxis darauf ab, die Grenzen dieses Feldes auszuweiten und seine Beschränkungen zu erforschen. Ihre Arbeit verbindet Designprozesse, Traditionen und deren tiefe Verbindung zum Material mit Storytelling durch die Sprache der Objekte. In ihrer Arbeit beschäftigt sich Banout sowohl mit persönlichen als auch gesellschaftlichen Erfahrungen und Narrativen. Mensch-Objekt-Beziehungen untersuchend, werden die Grenzen zwischen Designprozess und Storytelling, Handwerk und Technologie beständig in Frage gestellt.

Banout’s MA Arbeit »SYRIA 2087« wurde mit dem ersten Preis der Designblok Diploma Selection 2017 ausgezeichnet; ihre Arbeiten werden im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg, Feldfünf Berlin, Station Beirut, Centre Pompidou in Paris, Gdynia Design Days, Łódź Design Festival, Designblok Prague, Ambiente Frankfurt und anderen Galerien und Orten rund um den Globus gezeigt. Sie ist seit 2017 außerdem eine Designerin für die in Warschau ansässige Marke The Produkt.

www.annabanout.com
Erkan Affan im Gespräch mit Anna Banout (Interview)

Tewa Barnosa

Tewa Barnosa (*1998) ist eine lybische Tamazight Künstlerin und Kulturproduzentin. Sie wurde in Tripoli geboren, wo sie auch aufwuchs und wohnt mittlerweile in Berlin. In ihrer Praxis beschäftigt sie sich mit Identität und Definitionen von Zugehörigkeit, den altertümlichen Geschichten und ungewissen Zukünften von Sprache, und mit geschriebener, mündlicher überlieferter und kollektiver Erinnerung im sozialen und politischen Kontext von Libyen und Nordafrika. Barnosa konzentriert sich auf den Gebrauch verschiedener Formen von Tifinagh und arabischer Kalligraphie und Texten als Hauptthema in ihrer künstlerischen Produktion. Sie experimentiert mit Arbeiten auf Papier, Installationen, digitalen Medien, Bewegtbild und Sound Art.

Barnosa gründete 2015 die WaraQ art foundation, eine unabhängige NGO, die sich der Unterstützung von zeitgenössischer libyscher Kunst, lokal und in der Diaspora, widmet. Den gesellschaftskritischen Diskurs zwischen Künstler*innen und Publikum ermutigend, kuratierte und organisierte sie mehrere Ausstellungen, Projekte und Aktivitäten die in Räumlichkeiten der WaraQ und im öffentlichen Raum in der Altstadt Tripolis stattfanden.

www.tewabarnosa.com

Erkan Affan im Gespräch mit Tewa Barnosa (Interview)

Danielle Brathwaite-Shirley

Danielle Brathwaite-Shirley ist eine Künstlerin, dieder hauptsächlich mit digitalen Medien arbeitet, mit der Motivation, die Erfahrung eine Schwarze trans Person zu sein, zu vermitteln. Angetrieben von dem Verlangen die »Geschichte von trans Menschen, sowohl lebender als auch historischer Personen« zu dokumentieren, kann seineihre Arbeit oftmals als trans-Archiv verstanden werden, in dem Schwarze trans Menschen für die Zukunft bewahrt werden.

Durch die Geschichte hinweg wurden Schwarze, queere und trans Menschen aus den Archiven ausgeschlossen. Deswegen ist es wichtig, dass wir nicht nur unsere Existenz archivieren, sondern auch die vielen kreativen Narrative die wir benutzten und immer noch benutzen um unsere Erfahrungen zu teilen.

Danielle’s Arbeit wurde unter anderem im Focal Point, Science Gallery, MU, Barbican, Tate, Les Urbains sowie in der BBZ Alternative Graduate Show, Copeland Gallery gezeigt.


daniellebrathwaiteshirley.com

Erkan Affan im Gespräch mit Danielle Brathwaite-Shirley (Interview)

Sanni Est

Sanni Est ist Sängerin, Kuratorin und Community-Organizer, mit Wurzeln im Nordosten Brasiliens und ansässig in Berlin. Von gesellschaftspolitischen Strukturen, etymologischen Forschungen und autobiographischen Narrativen inspiriert, webt Sanni vielschichtige Arbeiten, die das Verständnis der Menschlichkeit der Betrachter*innen in Frage stellt, während sie sich gleichzeitig selbst mithilfe ihrer Stimme und Körpers von eurozentrischen geschlechtsbinären Mustern dekolonisiert. Sanni’s work in process ‚Photophobia‘, ein transmediales Storytelling, wird in ein Musikalbum fließen, das 2021 veröffentlicht wird.

Dieses Konzept wurde zuvor in der Form eines Manifests untersucht, das in verschiedenen Goethe Instituten im Rahmen der »Queer as German Folk«-Ausstellung und als gleichnamiges Performance-Stück während des Festivals »The Present is not Enough« im HAU Berlin gezeigt wurde. »Escape Route« ist eines der Kapitel von »PHOTOPHOBIA«. Darin kreiert Sanni allein mit ihrer Stimme einen Weg, der ihr erlaubt ihre trans, nordost-brasilianischen stimmlichen Qualitäten in einem emotionalen Ritual, das Introspektion feiert, zu navigieren. Das wird als audiovisuelle Installation in Kollaboration mir Gabriel Massan, in der Ausstellung »Open Sesame – A Photophobic Experiment«, ko-kuratiert von Erkan Affan, Tewa Barnosa und Sanni Est selbst, gezeigt.

www.instagram.com/sanniest
Erkan Affan im Gespräch mit Sanni Est (Interview)

Gabriel Massan

Gabriel Massan (Rio de Janeiro, *1996) lebt in Berlin, Deutschland. Bachelor in Social Communications an der Staatlichen Universität Minas Gerais (UEMG), Brasilien. Studierte außerdem an der Escola de Artes Visuais do Parque Lage (EAV, Rio de Janeiro), Brasilien. Seit 2017 hat Gabriel seine Forschung zu digitaler Kunst im Rahmen von Galerien, Messen, Institutionen und nationalen wie internationalen Festivals präsentiert. 2018 begann er 3D-Prints für die São Paulo Fashion Week zu produzieren. Außerdem erstellte er 3D-Animationen für Glamour Brazil, die gleichzeitig online für Motorola gefeatured wurden, in einem Format das neue Namen der Videokunst in Brasilien repräsentiert.

Residency in ETOPIA – Art and Technology Center in Saragossa, Spanien, 2019, produzierte die immersive Installation »EPT«, in welcher Näherungssensoren, Augmented Reality Filter und Stoff-Malerei über verschiedene Oberflächen hinweg mit der gleichen Umgebung interagierten. Entwickelte die VR-Experience »Barriga« mit Camila Roriz für das Empower Fest, Flutgraben eV, Berlin. Stellte in der Gruppenausstellung »Proxy Salvia From a Ranked Souvenir« im Rahmen der Wrong Biennale aus. Massan erstellte 3D-Visuals für NTS Radio, London, arbeitete mit an Sebastian Tabares-Vasquez’s FMP Animation »Astrea« am London College of Fashion und ist Teil des Projekts »TV Coragem« von Lorran Dias, in Auftrag gegeben vom Moreira Salles Institute (IMS), São Paulo, 2020. Der Künstler strebt danach durch den Gebrauch von dreidimensionalen Objekten und augmentierter und/oder virtueller Relität eine Narration zu entwickeln, die sowohl Programmieren als auch Skulptur, Malerei und digitale Manipulation durchdringt.

https://www.instagram.com/gabrielmassan/

Erkan Affan im Gespräch mit Gabriel Massan (Interview)

Erkan Affan

Erkan Affan ist eine gender non-comforming Kuratorin und Schriftstellerin of Colour, und lebt und arbeitet derzeit in Berlin und London. Ausgehend von einem akademischen Hintergrund in »Nahostpolitik« (BA, SOAS) und globaler Migration (MSc, UCL) fokussiert sich Erkan in seinerihrer Forschung insbesondere auf die Schnittstellen zwischen Sexualität, Gender, Migration und diasporischer Identität. Seit dem Umzug nach Berlin absolvierte Erkan eine Residency finanziert mit Geldern der Europäischen Union und ist Mitbegründer*in des Queer Arab Barty Kollektivs, das in Berlin soziale und politische Orte für arabische LGBTQIA+ Menschen kuratiert.

In den letzten eineinhalb Jahren kollaborierte Erkan, sowohl im Kollektiv als auch individuell, mit einer Reihe von Veranstaltungsorten und Organisationen über ganz Europa verteilt, darunter das ICA und Rich Mix, London, Haus der Kulturen der Welt, Kunst Werke und ACUD MACHT NEU, Berlin und dem IQMF, Amsterdam.

In der Zeit als Hauptkurator*in des Bärenzwingers lädt Erkan die libysche Künstlerin Tewa Barnossa und die brasilianische Künstlerin Sanni Est, beide in Berlin lebend, ein, um zusammen ein Programm zu entwickeln, dass Schwarze, Indigene und rassifizierte, Majority-identifying LGBTQIA+ Individuen in den Mittelpunkt rückt.

Erkan Affan im Gespräch mit…

Am Donnerstag, 5. November sollte die Ausstellung »Open Sesame: A Photophobic Experiment« eröffnet werden. Aufgrund der aktuellen Richtlinien und Empfehlungen der öffentlichen Verwaltung zum Umgang mit dem Coronavirus ist dies nun verschoben worden.

Bis zur physischen Eröffnung der Galerie haben Erkan Affan und das Bärenzwinger-Team eine Reihe von Gesprächen mit den Künstlerinnen in Auftrag gegeben, die nach der Wiedereröffnung der Galerien ihre Installationen im Raum ausstellen werden. Die Diskussionen finden virtuell statt und fordern die Künstlerinnen auf, ihr künstlerisches Schaffen, ihre Inspirationen, die Werke, die sie in die Galerie bringen, und vieles mehr zu erläutern.

Sie können die Interviews hier herunterladen:

Sanni Est [DE]
Tewa Barnosa [DE]
Anna Banout [DE]
Furmaan Ahmed [DE]
Danielle Brathwaite-Shirley [DE]
Gabriel Massan [DE]