Helin Ulas und Sarah Oh-Mock wurden von der Jury ausgewählt und werden ihre künstlerischen Arbeiten im Bärenzwinger zeigen.
Im diesjährigen Programm des Bärenzwingers widmen wir uns in vier Ausstellungen dem Thema Nachlese (engl. Gleaning). Dabei verstehen wir Nachlese nicht allein als die Praxis des Sammelns von übersehenen oder hinterlassenen Ernteresten, vielmehr als die allgemeine Praxis einer Revision und Neubewertung von (vermeintlich) Funktionslosem und Unbrauchbarem. Es ist ein semiotischer Prozess, der die teils nur impliziten Bedingungen unserer Umwelt dechiffriert und so eine Auseinandersetzung mit den Modalitäten unseres Menschseins ermöglicht. Das buchstäbliche Nachlesen stellt dadurch immer auch Normen, Selbstverständlichkeiten und scheinbar Notwendiges zur Disposition und prüft ihre Verbindlichkeit.
In der Herbstausstellung richten wir im Zuge dieser Auseinandersetzung das Augenmerk auf den Schauplatz der Simulation: die digitale Welt. Das heißt, mehr noch als unser Augenmerk auf die digitale Welt zu richten, nutzen wir die Optik der Simulation zur Sichtbarmachung dessen, was unter dem Regime der Digitalisierung unserer Lebensrealitäten, zunehmend ins Schattendasein verdrängt, ignoriert oder funktionslos wird. Die Ausstellung soll die Frage untersuchen, wie sich der Mensch unter den technologischen Entwicklungen verändert und verändert haben wird, und damit implizit auch, welche Qualitäten unveränderlich zum Menschsein dazugehören, indem sie sich gegen die Transformationen der Technologie sperren oder durch ihre Abwesenheit im „Onlife“ eine Störung der Matrix hervorrufen. Dabei handelt es sich jedoch um eine Nachlese, die den Blickpunkt der Zukunft bevorzugt, und aus diesem Blickpunkt der Zukunft nach ihren pluralen Vergangenheiten fragt – unserer oft monolithisch anmutenden Gegenwart. Diese Gegenwart wird damit weniger als faktische Notwendigkeit, vielmehr als Möglichkeitsraum erfahrbar. Insofern fragen wir mit unserem Ausstellungsprogramm nicht allein danach, was der Mensch ist, sondern auch danach, was er sein kann.
Da es sich bei den Räumlichkeiten des Bärenzwingers um ein ehemaliges Tiergehege handelt, und nicht um einen white cube, ist das Projekt immer auch vor dem Hintergrund der spezifischen Orts- und Raumsymbolik zu denken. Erste Raumeindrücke sind hier zu finden.
Künstler*innen sind herzlich eingeladen, einen konkreten Projektvorschlag einzureichen! Von den Vorschlägen werden zwei individuelle künstlerische Positionen ausgesucht, die in einen Dialog gebracht werden sollen.
Praktische Informationen
Zeitplan
- Open Call: 10.03.-30.04.23
- Auswahl Künstler*innen: 01.05.-31.05.23
- Bekanntmachung der Auswahl: Anfang Juni
- Kick-Off: 12.06.
- Zeitraum der Ausstellung: 17.08.-29.10.23
Wer kann sich bewerben?
- Professionelle Künstler*innen (abgeschlossene Ausbildung) mit Wohnsitz in Berlin, Designer*innen, Kollektive.
Arbeitsmittel und Unterstützung
- Die Werkproduktion wird pro künstlerischer Position mit bis zu 625 Euro finanziert. Unser Team unterstützt die Projekte außerdem mit Transport, Aufbau-Team, Pressearbeit und Besucher*innenservice.
Ausstellungsfläche
- Der Bärenzwinger als Gebäude und seine zwei Außenterrassen.
Honorare
- Künstler*innen- bzw. Kollektivhonorar von 2.500 Euro brutto (je künstlerischer Position)
Zur Bewerbung sind einzureichen (in einem pdf-Dokument)
- Projektvorschlag (max. eine DIN A4 Seite)
- Technische Anforderungen (max. eine DIN A4 Seite)
- Mappe mit max. 10 Seiten inkl. Bilder
- Lebenslauf
Kuration
- Joana Stamer, Julius Kaftan
Jury
- Künstlerisches Leitungsteam Bärenzwinger
Rückfragen und Einreichung an:
opencall@baerenzwinger.berlin