Ausstellung
14.11.2025 – 25.01.2026
Kuratiert von
Annika Reketat
Programmkoordination
Josephine Steffens
Hannah van der Est
Die Ausstellung »Relations in Place« ist der vierte Teil des Jahresprogramms HANDLE (with) CARE.
Mit freundlicher Unterstützung des Textilforschungsinstituts Thüringen-Vogtland e.V.
Veranstaltungen
13.11.2025, ab 18 Uhr
Eröffnung
19 Uhr: »Acoustic Horizon«
Sound-Intervention von Özcan Ertek
18.1.2026, 14-16 Uhr
»Kaffee, Kuchen & …«
Nachbarschaftstreffen
25.1.2026, 16–19 Uhr
Finissage
»on-site Bärenzwinger« – partizipative Aktion mit Zhenru Liang
Eröffnung mit Sound-Intervention »Acoustic Horizon« von Özcan Ertek
Donnerstag, 13.11.2025
ab 18 Uhr
19 Uhr: Sound-Intervention »Acoustic Horizon« von Özcan Ertek
Eintritt frei
Die Räume, in denen wir uns täglich bewegen und begegnen, sind mehr als nur unsere gebaute Umgebung. Sie sind das Produkt unserer Handlungen, Entscheidungen und Beziehungen – und beeinflussen somit, wie und wo wir ein fürsorgliches Miteinander erfahren oder Ausschluss und Kontrolle erleben. Die Ausstellung »Relations in Place« untersucht Räume als Beziehungsgeflechte, in denen sich soziale, politische und kulturelle Spannungen materialisieren.
Ausgehend vom historisch aufgeladenen Ausstellungsort – einem ehemaligen Bärenkäfig im Herzen Berlins – richtet sich der Blick auf die Ambivalenzen räumlicher Praktiken: Wie und wo werden Fürsorge und Zuwendung, aber auch Macht und Kontrolle räumlich verhandelt? Welche Dynamiken hinterlassen ihre Spuren in der Architektur und Nutzung von Raum? Die gezeigten Werke thematisieren diese Fragen mit Bezug auf unterschiedliche räumliche Ebenen: von der transnationalen Perspektive der Diaspora über die urbane Landschaft Berlins bis hin zum spezifischen Kontext des Bärenzwingers selbst.
Vanessa Amoah Opoku & Joy Weinberger setzen sich mit Zugehörigkeit, Verantwortung und Heimat in der Diaspora auseinander. (Wie) Kann es gelingen, ein Zuhause über Grenzen und Generationen hinweg zu bauen – insbesondere angesichts neo-kolonialer Landenteignung? Özcan Ertek verwandelt den Bärenzwinger mit in Berlin aufgenommenen Klanglandschaften in einen Resonanzraum, in dem Besucher*innen eingeladen sind, selbst zwischen Nähe und Distanz, Kontrolle und Autonomität zu navigieren. Zhenru Liang markiert die Schwelle zwischen Käfig und Garten mit einer Architektur aus lose geschichteten Ziegeln, die die Geschichte des Bärenzwingers als ambivalenten Ort zwischen Eingrenzung und Begegnung nachzeichnet.
Sound-Intervention »Acoustic Horizon« von Özcan Ertek:
Die Performance erweitert das fortlaufende Projekt »Acoustic Horizon« des Künstlers Özcan Ertek: ein rotierender, trichterförmiger Lautsprecher, der auf seine akustische und architektonische Umgebung reagiert.
Für die Eröffnung der Ausstellung »Relations in Place« im Bärenzwinger entsteht eine ortsspezifische Version: Der Trichter wird live aktiviert und tritt in Dialog mit dem Ort. Das Werk reflektiert die Spannungen zwischen Nähe und Distanz, Körper und Raum, Autonomie und Kontrolle und lädt dazu ein, die eigene Position innerhalb der sozialen und räumlichen Dynamiken der Stadt zu hinterfragen.
Mapping Care around Bärenzwinger: Welchen Raum nimmt Fürsorge in der Stadt ein?
Samstag, 15.11.2025
15–16:30 Uhr: »Traces of Care« – ein Fürsorge-Walk rund um den Bärenzwinger mit dem Feminist Spaces Collective
11–17 Uhr: »In-Between. Listening as an Everyday Practice« – Öffentliche Intervention von Yun-Chu Liang
Eintritt frei
»Traces of Care« – ein Fürsorge-Walk rund um den Bärenzwinger mit dem Feminist Spaces Collective
Wie lassen sich Strukturen der Unachtsamkeit in der Stadt herausfordern? Auf diesem interaktiven »Care Walk« rund um den Bärenzwinger werden sichtbare und unsichtbare Formen von Fürsorge im urbanen Raum erkundet. Schon in einem einzigen Häuserblock zeigt sich eine Vielzahl von Spuren der Sorge – und ihrer Abwesenheit. Durch gemeinsames Gehen, Beobachten und Austauschen lädt der Spaziergang dazu ein, den Stadtraum zu verlangsamen, genauer hinzusehen und Fürsorge als soziale und räumliche Praxis zu erfahren. Welche Geschichten erzählen diese Spuren über unser Zusammenleben?
»In-Between. Listening as an Everyday Practice« – Öffentliche Intervention von Yun-Chu Liang
Besucher*innen sind eingeladen, am Tisch der Künstlerin Platz zu nehmen, eine Tasse Tee zu trinken und eine Geschichte zu teilen. So entstehen kleine Momente der Begegnung, in denen Alltag und Routine kurz unterbrochen werden. Die Intervention lädt dazu ein, aufeinander einzugehen und zu spüren, wie gegenseitige Aufmerksamkeit und Fürsorge einen Raum schaffen, der Austausch möglich macht.
Ort wird noch bekanntgegeben.
Özcan Ertek
Özcan Ertek (*1989, Istanbul) ist ein in Berlin lebender Klang- und Medienkünstler, dessen Arbeiten die Beziehungen zwischen Klang, Skulptur und Bewegung untersuchen.
Aufbauend auf seinem Hintergrund in Maschinenbau und Tontechnik entwickelt er interaktive Klangskulpturen, kinetische Objekte und ortsspezifische Installationen, die erforschen, wie Technologie, Bewegung und Materialität Wahrnehmung und körperliche Erfahrung beeinflussen.
Durch den Aufbau experimenteller Infrastrukturen schlägt Ertek alternative Formen des Hörens, der Interaktion und der räumlichen Wahrnehmung vor und schafft dynamische Klangräume, in denen Klang zu einer aktiven Kraft wird, die sensorische und räumliche Beziehungen neu definiert.
Zhenru Liang
Zhenru Liang ist eine multidisziplinäre Künstlerin, deren Praxis sich mit der Schnittstelle zwischen urbanen Strukturen und dem ursprünglichen Gedächtnis der Erde auseinandersetzt. In Installationen, Performances, Zeichnungen, Videos und anderen visuellen Formaten untersucht sie, wie natürliche Formen durch menschliche Eingriffe und die Entwicklung der Zivilisation geformt, gestört und neu konfiguriert werden.
Ihre Serie »Temporary Theatre« umfasst ephemere Installationen, die als Form des Anti-Monuments fungieren. Unter Verwendung von Baustoffen im Rohzustand entwickelt Liang modulare Systeme, die Prozesse von Konstruktion und Dekonstruktion sichtbar machen. Diese räumlichen Eingriffe zielen darauf ab, künstliche Strukturen wieder mit den Rhythmen und der räumlichen Logik der Natur zu verbinden.
Liangs Praxis ist eng mit vulkanischen Landschaften verbunden, die sie für künstlerische und performative Interventionen bereist. Ihre Forschung umfasst Orte von geologischer und kultureller Bedeutung, darunter den Ätna, die Äolischen Inseln, Griechenland, die Balearen, vulkanische Ablagerungen bei Girona in Katalonien, die Albaner und Nemisee bei Rom, den Vesuv sowie die Eifelregion. Diese Orte dienen als Bezugsrahmen, in denen sich die »Räumlichkeit des Wohnens« in direkter Auseinandersetzung mit den rohen, dynamischen Kräften der Natur entfaltet. Ihre Arbeit macht sichtbar, wie zeitliche und räumliche Schichten unser Verständnis von Architektur, Erinnerung und Umwelt prägen.
Liang hat einen Masterabschluss in Bildender Kunst von der Accademia di Belle Arti di Brera in Mailand und ist dort 2025 als Gastprofessorin tätig. Ihre Arbeiten waren in Kollektivprojekten der Biennale di Venezia 2022, 2023 und 2025 sowie in der »Poetry Session« der Biennale 2024 und in der nGbK Berlin 2025 zu sehen.
Sie lebt und arbeitet derzeit zwischen Mailand und Berlin.
Vanessa Amoah Opoku & Joy Weinberger
Vanessa Amoah Opoku ist eine deutsch-ghanaische interdisziplinäre Künstlerin, die Geschichte, Digitalität und marginalisierte Narrative durch gemischte Realitäten erforscht. Ihre Praxis des World-Making konstruiert alternative epistemologische Gefüge, die konventionelle Vorstellungen von Innovation und Zukunftsvisionen herausfordern. Ihre primären künstlerischen Werkzeuge umfassen 3D-Scans, Video, Skulptur, Performance und Sound.
Opoku ist Teil des Künstler*innenkollektivs PARA, das mit einem interdisziplinären, forschungsbasierten und performativen Ansatz verschiedene Phänomene der Globalisierung und Erinnerungspolitik untersucht. Seit 2021 ist sie Ko-Kuratorin des Balance Club Culture Festival, einer Plattform, die die politische Bedeutung der Clubkultur, ihre Rolle innerhalb verschiedener Communities und ihren Beitrag zum technologischen und kulturellen Fortschritt untersucht.
Sie studierte Buchkunst und Grafik/Systemdesign, Kunst und Digitale Medien sowie Fotografie in Leipzig, Wien und Jerusalem. 2021 erhielt sie ihr Diplom in Bildender Kunst und schloss 2024 ihr Meisterschülerinnen-Studium bei Prof. Tina Bara an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig ab.
Opoku hatte Einzelausstellungen im EIGEN+ART Lab in Berlin, Synnika in Frankfurt a. M. und in Guangzhou, gehosted vom HBS Research Centre des Times Museum. Sie hat in Institutionen wie dem Belvedere 21 Wien, Deichtorhallen Hamburg, Fotomuseum Winterthur und dem Staatstheater Nürnberg ausgestellt. Sie wurde mehrfach ausgezeichnet und kürzlich für den S+T+ARTS Prize 2025 der Europäischen Kommission und Ars Electronica nominiert. Neben ihrer künstlerischen Praxis lehrt Opoku unter anderem an der HGK Basel FHNW, Institut Experimentelles Design und Medienkulturen (IXDM). Sie lebt und arbeitet in Berlin und Basel.
Joy Weinberger ist Textilkünstlerin und Designerin, deren Praxis textile Strukturen als Metaphern für Netzwerksysteme untersucht. Sie verbindet den analogen Prozess des Webens mit digitalen Technologien und versteht Textil als kulturell, sozial und politisch aufgeladenes Medium, das durch seine Präsenz neue Perspektiven eröffnet. Die Zusammenarbeit mit anderen Künstler*innen ist ein wesentlicher Bestandteil ihrer Arbeit.
Sie studierte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee (B.A. Textil- und Flächendesign) und an der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle (M.A. Konzeptuelles Textildesign). Seit 2021 ist sie Mitglied von PARA, einem interdisziplinären Künstler*innenkollektiv, und forscht seit 2025 an einem Textilinstitut zur Verbindung von Kunst und Wissenschaft.
