Maximilian Arnold & Ørjan Einarsønn Døsen
Isabella Fürnkäs
Fabian Knecht
Keto Logua
Eröffnung
16.05.2019 um 19 Uhr
Begrüßung
Dr. Ute Müller-Tischler
Fachbereichsleiterin Kunst und Kultur
Bezirksamt Mitte von Berlin
Zur Ausstellung
Evelyn Gregel und Jan Tappe
Ausstellung
17.05. – 28.07.2019
05.06.2019, 19 Uhr
SoundPerformance
von Víctor Mazón Gardoqui
29. + 30.06.2019, 15 – 18 Uhr
Indoor & Outdoor Survival Workshop mit Heath Bunting
10.07.2019, 19 Uhr
TheorieMittwoch
mit Klara Hobza, Georg Dickmann und Leif Randt
Moderation: Stephan Porombka
16. – 18.07.2019, 10 – 13 Uhr
TopoFiction
Ferien-Workshop für Grundschulkinder mit Heather Purcell und Tuna Arkun
Was ist Natur? Und wie wird sie betrachtet und verstanden? Welche Handlungen erwachsen aus einer bestimmten Perspektive auf die Natur und könnten sie nicht auch ganz anders sein?
Während die idealistische Philosophie von Natur als »wildem« Gegenüber menschlicher Kultur ausging, begann Alexander von Humboldt auf seinen Forschungsreisen im 19. Jahrhundert ein ganzheitliches Verständnis von Natur zu entwickeln. Er begriff die Erde als einen komplexen Organismus, dessen unzählige Elemente miteinander in Verbindung stehen – und postulierte den Menschen als eines dieser Elemente.
Zu diesem Zeitpunkt waren die europäischen Gesellschaften längst dabei, sich ihre Umgebung durch massive Eingriffe nutzbar zu machen.
Ein anhaltender Prozess, der das ökologische Gleichgewicht des Planeten in einen Dauerzustand der Krise versetzt hat und zugleich unterschiedliche Zukunftsnarrative eröffnet.
Im Rahmen des Programms »Fictional Odyssey« im Bärenzwinger zeigt die Ausstellung »Fictional Nature« vier künstlerische Positionen, die sich mit der menschlichen Konstruktion von Natur und den damit verbundenen Erzählungen auseinandersetzen
Kuration
Ausstellung & Veranstaltungen
Evelyn Gregel, Jan Tappe
Tanja Paskalew, Ulrike Riebel
Grafik: Viktor Schmidt
Übersetzung: Saskia Köbschall, Andrea Scrima
Produktion: Carolina Redondo
Produktionsassistenz: Juan Saez
Konzepttext zum Download
maximilian arnold & ørjan einarsønn døsen
Im vergangenen Jahr haben die beiden Künstler neben ihrer jeweiligen eigenständigen malerischen Praxis eine Zusammenarbeit gewagt, die ihre beiden Arbeitsansätze kombiniert und auf unterschiedlichen Ebenen verbindet. Mit »The Forecast« (Die Prognose) ist eine Reihe von über 25 großformatigen Drucken entstanden, die Wetterberichte in Studiosituationen und Wetterkarten abbilden. Mit Hilfe von Inkjet-Druck auf Steinpapier erfolgt ein erstes Druckverfahren, das teilweise Information auf dem ursprünglichen Screenshot verwischt und Leerstellen entstehen lässt.
Maximilian Arnold studierte in Karlsruhe und an der Städelschule in Frankfurt am Main bei Willem de Rooij. Seine Arbeiten waren zuletzt im Museum für Neue Kunst in Nürnberg, im Spazio Buonasera in Turin, dem Max Liebermann Haus (Berlin) und dem Kunsthaus Baselland zu sehen.
Ørjan Einarsønn Døsen studierte in Oslo, Amesterdam und Düsseldorf, wo er 2016 sein Studium abschloss. Seine Arbeiten wurden u. a. bei Fiebach Mieniger (Köln), Chez Malik (Hamburg), W139 (Amsterdam) und Pantaleons Mühlengasse (Köln) ausgestellt.
Beide leben und arbeiten in Berlin. Ihre gemeinsamen Arbeiten sind momentan ebenfalls in einer Ausstellung im Tor Art Space in Frankfurt am Main zu sehen.
isabella fürnkäs
In ihren Rauminstallationen, Zeichnungen, Sound- und Videoarbeiten sowie Performances verhandelt sie Themen wie Isolation, Körperlichkeit und Kommunikationsstrukturen. Sie verbindet digitale mit archaischen Medien und hinterfragt dabei Identität, Selbstwahrnehmung und Erinnerung. Sehnsüchte, das Begehren und emotionale Verletzlichkeit sind durchgehende Motive ihrer Arbeit.
Isabella Fürnkäs lebt in Düsseldorf und Berlin. Sie studierte in Zürich, Wien, Berlin und Düsseldorf, wo sie 2018 als Meisterschülerin Andreas Gurskys abschloss. Ihre Performances und Arbeiten wurden etwa im Kölnischen Kunstverein, der Kunsthalle Wien, im PS120, der Akademie der Künste der Welt Köln und der Pogobar der KW Institute for Contemporary Art Berlin gezeigt. Gegenwärtig absolviert sie die Bronner Residency in Tel Aviv.
fabian knecht
Mit seinen Arbeiten, die oft unvermittelt im öffentlichen Raum erscheinen, bricht Fabian Knecht aus dem Ausstellungskontext aus und in das Alltagsleben ein. Er verändert Wahrnehmungs- und Handlungsmuster, verletzt Kunstbegriffe und Machtstrukturen, stellt soziale Verhältnisse und Normen durch starke, provokante Gegenbilder infrage.
Fabian Knecht studierte an der Universität der Künste Berlin und am California Institute of the Arts. 2014 war er Meisterschüler von Olafur Eliasson, an dessen Institut für Raumexperimente er von 2009 bis 2014 studiert hat. 2012 arbeitete er im Studio von Matthew Barney in New York. Fabian Knechts Werke wurden in nationalen und internationalen Institutionen und Ausstellungen u. a. im MSU Museum für zeitgenössische Kunst (Zagreb), auf der Moscow International Biennale for Young Art, in der Neuen Nationalgalerie (Berlin), im Hamburger Bahnhof (Berlin), im Imperial War Museum (London) und in der Staatlichen Kunsthalle Baden-Baden gezeigt. Er wird vertreten von Alexander Levy, Berlin und Christophe Gaillard, Paris.
keto logua
Wiederkehrende Bezugspunkte in Keto Loguas Skulpturen und Filmarbeiten sind Naturphänomene und soziokulturelle Themen. Die Künstlerin nähert sich gefundenen oder selbst geschaffenen Objekten konzeptuell kritisch an und unterzieht die Objekte Prozessen der Komprimierung und Umformung. So entstanden u. a. ein 3D-Druck der im vergangenen Jahr wissenschaftlich rekonstruierten Ur-Blume oder eine großformatige Skulptur aus Elementen eines Bienenstocks.
Keto Logua studierte Malerei an der Staatlichen Akademie der Künste Tiflis und später an der Universität der Künste Berlin. 2017 nahm sie am Berlin Program for Artists teil. Ihre Arbeiten waren u. a. im KAI 10 | Arthena Foundation (Düsseldorf), bei Between Bridges Berlin (Berlin), im KW Institute for Contemporary Art (Berlin) und beim »Open Frame Award goEast: Wettbewerb für Experimentalfilm und Videokunst« am Museum Wiesbaden zu sehen. 2018 erhielt sie den ars viva-Preis für Bildende Kunst.
sound performance
05.06.2019, 19 – 22 Uhr
Víctor Mazón Gardoqui
»Subcutáneo. Zu einem meta-naturalistischem Realismus.«
Als Teil der Ausstellung »Fictional Nature« im Bärenzwinger präsentiert Víctor Mazón Gardoqui eine spezifische Aktion für den Raum. Er verstärkt das Unsichtbare, indem er Klang als ein Material benutzt, das den wahrgenommenen Raum zu formen vermag.
Durch eine Serie spezieller Sensoren und Antennen erzeugt die Aktion ein physikalisches Ökosystem bestehend aus der enormen Masse an Schwingungen und vibrierender Materie, innerhalb derer wir existieren, die wir zwar nicht wahrnehmen können, die aber dennoch eine Auswirkung auf unseren Körper haben. Es handelt sich dabei um Wellenlängen unterschiedlich zu denen, die von unseren Sinnen wahrgenommen werden: mechanische und elektromagnetische Schwingungen aus der Natur, im Gegensatz zu den von Menschen erzeugten Schwingungen wie GPS, GSM, Wi-Fi, Bluetooth, Radar usw., Indikatoren des abrupten Übergangs, in welchem wir eingebettet werden im genauem Moment der Performance.
»Natur ist nicht natürlich und kann niemals naturalisiert werden.«
Graham Harman (2005)
Was wir uns als Natur vorstellen und zu fühlen und zu idealisieren meinen, ist eine verzerrte Version des Realen, transformiert durch komplexe kognitive Wahrnehmungsprozesse, durch welche wir eine tiefere und möglicherweise befriedigendere Form von Realismus verlieren. Um einen tieferen Realismus zu erreichen, müssen wir uns von dem entfernen, was wir Natur nennen, um diesen in Richtung des Realen wahrzunehmen, in welchem es einen übernatürlichen Zustand evoziert, im Gegensatz zum Natürlichen oder einem Zustand, der jenseits davon liegt.
Unsere Fähigkeit, die Welt, in der wir leben und deren Teil wir sind, als die Realität zu verstehen, die uns umgibt, wird zunehmend komplexer, wie auch der Anteil an Realität, den wir in digitalen Räumen aufnehmen, umgeben von Informationen und Gegeninformationen in einer postfaktischen Epoche.
Ein Leben in einer Welt in konstanter Schwingung, umgeben von natürlichen Phänomenen, tektonischen Veränderungen, drastischen Schwankungen von Druckverhältnissen, Temperatur, Feuchtigkeit, periodischen Änderungen durch schwerkraftbedingte Anziehungskräfte; auf der anderen Seite ein Leben in ständigem Wandel durch die Auswirkungen menschlicher Aktivitäten, durch die Ausbeutung der Rohstoffe, brennende Ölteppiche auf den Meeren, schwimmende Plastikinseln und einer exponentiell zunehmenden Anzahl von tragbaren, drahtlosen elektronischen Geräten.
Víctor Mazón Gardoqui,
May 2019
workshop
29. + 30.06.2019, 15 – 18 Uhr
Indoor & Outdoor Survival
Workshop mit Heath Bunting
Der Workshop findet in englischer Sprache statt.
»Ob du gefangen gehalten bist im Imperium, ob du versuchst, alle äußeren Schadstoffe zu vermeiden oder ob du ein verzweifeltes Elternteil mehrerer Babys bist, wirst du Überlebenstechniken lernen müssen. Dieser Workshop kann dich auf Notsituationen vorbereiten oder deine Fähigkeiten erweitern, für längere Zeiten sowohl drinnen als auch draußen bleiben zu können.« – Heath Bunting
Der britische Künstler Heath Bunting ist bekannt für Arbeiten und Projekte, worin die Trennung zwischen Kunst und Alltag, Realität und Fiktion aufgebrochen wird.
Im Rahmen der Ausstellung »Fictional Nature« im Bärenzwinger gibt er einen »Indoor & Outdoor Survival Workshop«, der dazu anhält, die Umgebung, Systeme und Strukturen, in denen wir leben, zu reflektieren.
Ziel ist es, gemeinsam Techniken auszubilden, um das organisierte
Leben zu überleben. Der Workshop behandelt Themen und Elemente wie
Feuer, Wasser, Nahrung, Unterkunft, Schlaf, Hygiene und improvisierte
Werkzeuge, ebenso wie Gruppendynamiken und psychische Gesundheit.
theorie mittwoch
10.07.2019, 19 – 22 Uhr
mit
Klara Hobza
Georg Dickmann
Leif Randt
Moderation
Stephan Porombka
Die Natur ist auch nicht mehr das, was sie einmal war. Zum einen scheint es sie nur noch als kolonisierte, bearbeitete, ästhetisierte, ökonomisierte, verwandelte, malträtierte zu geben. Zugleich wendet sie uns immer häufiger und immer deutlicher eine enigmatische, fremde, verrätselte, ungreifbare, selbstbestimmte, eigengesetzliche Seite zu, die jeden Zugriff verweigert. Die Spuren, die Kultur in ihr hinterlässt, scheint sie geradezu gleichmütig aufzunehmen und einzuarbeiten, um auf lange Sicht ihr Ding daraus zu machen.
An den Schnittstellen entstehen dabei geplante und ungeplante Phänomene des Wundersam-Hybriden, mit denen Kultur und Natur immer wieder neu aufs Spiel gesetzt werden. Im Rahmen des Ausstellungsprogramms »Fictional Odyssee«, wollen wir uns von kundigen Scouts und Expeditionsleiter*innen darüber informieren lassen, wohin man kommt, wenn man an diesen Schnittstellen entlang reist und in die neuen Raumtiefen vorstößt. Was muss man wissen? Wie muss man sich vorbereiten? Was nimmt man mit? Was gibt es zu entdecken?
Stephan Porombka, Professur an der Berliner Universität der Künste, befragt dafür die Künstlerin Klara Hobza, den Wissenschaftler Georg Dickmann und den Schriftsteller Leif Randt.
TOPO FICTION
16. + 17. + 18.07.2019
jeweils 10 – 13 Uhr
Ferien-Workshop für Grundschulkinder
mit Heather Purcell und Tuna Arkun
Der Workshop ist entgeltfrei.
Gruppengröße: maximal 15 Kinder pro Tag.
Es gibt Getränke und Snacks für die Kinder.
Anmeldung unter info@baerenzwinger.berlin
Wir erkunden die Welt der Bären und stellen dabei unser eigenes Buch her. Über 75 Jahre lang lebten Bären im Bärenzwinger, von wo aus sie die Entwicklung der Berliner Geschichte beobachteten. Als sie in ihrem kleinen Zuhause umher gingen, schauten sie den Menschen neugierig zu. Wie sieht die Welt wohl aus, wenn man ein Bär ist? Lotta die Bärin erzählt uns ihre Geschichte und lädt uns dazu ein, Berlin aus den Augen der Bären zu sehen.
Tuna Arkun, 1968 in Istanbul geboren, studierte Malerei/Grafik an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe und der Kunsthochschule Bratislava (Slowakei). Seit 2005 arbeitet er gemeinsam mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen in Kunst- und Kulturprojekten.
In dem dreitägigen Workshop erstellen wir unsere eigene TopoFiction. Wir starten mit einem Besuch der aktuellen Ausstellung »Fictional Nature« und entdecken von dort aus Lottas Umgebung.
Jeder Tag beginnt mit einem Spiel, um unsere Sinne aufzuwärmen, bevor gezeichnet, gedruckt und geforscht wird, was wir sehen und was wir uns vorstellen können. Dabei entwickeln wir unsere eigenen Geschichten und machen daraus ein Bilderbuch. Dann werden wir jeden Tag wieder mit einem Spiel beenden.
Heather Purcell, 1986 in Glasgow geboren, studierte dort Bildende Kunst (BA) und macht zurzeit ihr Masterstudium Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin. Sie arbeitet als freischaffende Kunstpädagogin und führt Film-, Theater- und Medienworkshops in Museen, Schulen und an der MiK Jugendkunstschule Berlin Mitte durch. Außerdem realisiert sie zahlreiche Projekte als Performance-Künstlerin in der freien Szene.